7.10.07 - The China Syndrome

Bizarrer Zufall und Ironie des Schicksals zugleich - kurz nach Veröffentlichung von The China Syndrome ereignete sich im Reaktor von Three Mile Island in Pensylvania ein Unfall durch Kühlwasserverlust, bei dem es durch menschliches Versagen zu einem schweren Schaden im Reaktor kam - ein ähnliches Szenario wie es auch der Film nachzeichnet. Doch der Vorfall sollte leider nicht der einzige bleiben - sieben Jahre später explodierte ein Kernreaktor des Kraftwerkes in Tschernobyl, und löste damit eine bis dato ungeahnte Katastrophe aus. Wie auch im Film wurde dort versucht den Störfall zunächst zu vertuschen, und auch die Vorfälle die sich jüngst in Krümmel und Brunsbüttel ereigneten, erinnerten uns mal wieder an die Risiken die mit der Atomkraft einhergehen können, und basierten ebenso auf einer verfehlten Informationspolitik. Der Film wies bezüglich der auf ihn folgenden kritischen Störfälle und deren Verlauf und medialer Aufbereitung also geradezu beängstigend prophetische Qualitäten auf, was ihn, neben seiner kritischen Grundhaltung, sicherlich zu einem zeitlosen Werk macht - solange es die Kernenergie gibt wird auch das Problem der Sicherheit immer wieder eine Rolle spielen, und selbst die Schwierigkeit mit der Zwischen- und Endlagerung der unverwertbaren Rückstände wurde im Film, wenn auch nur am Rande, zur Sprache gebracht. Das Bewusstsein und die Ängste gegenüber dieser umstrittenen Form der Energiegewinnung waren also auch schon vor über 30 Jahren präsent als es noch keine grösseren Ausfälle zu vermelden gab, und sind es heute, nach der Katastrophe von Tschernobyl, natürlich noch umso mehr. Abgesehen von seiner gesamten politischen Brisanz ist The China Syndrome aber auch in erster Linie ein spannungsorientierter Film, der aufgrund bereits gennanter Vorfälle dennoch auch sehr nahe an der Realität liegt, und mit seiner aufklärerischen Facon sicherlich auch als Plädoyer für den investigativen Journalismus zu verstehen ist. Dabei kehrt er vor allem auch die moralische Zerrissenheit zwischen den kommerziellen Interessen und der Sicherheit überzeugend heraus, und hat mit einem souverän agierenden Jack Lemmon auch einen Schauspieler auf seiner Seite der diese Bürde auf seinen Schultern trägt. Um die Spannungskurve überhaupt anzukurbeln bedient sich der Film übrigens eines typischen McGuffins, und zwar mit dem Film den das Kamerateam während des Störfalls heimlich aufzeichnet, der im weiteren Verlauf jedoch kaum eine Rolle mehr spielt. Somit gelingt dem Film nicht zuletzt auch die Balance zwischen dokumentarischem Bezug zum Zeitgeschehen einerseits, und gelungener spielfilmorientierter Narration andererseits zu halten.

Einen Kommentar schreiben