9.9.07 - Das Bourne Ultimatum

Als ich noch dachte der kurze Auftritt von Franka Potente im zweiten Teil wäre verschenkt gewesen, hatte ich ja noch keine Ahnung dass die Präsenz des deutschen Unschauspielers Daniel Brühl in der Forsetzung ungleich sinnfreier ist. Ein paar traurig-böse Blicke und zwei Sätze später (die sowohl den Film als auch Bourne selbst keine Sekunde voranbringen), und schon ist Brühls Ausflug nach Hollywood auch schon wieder Geschichte - zurück bleibt lediglich die Frage nach dem wieso, die nur kurze Zeit später der erleichternden Erkenntnis weicht, dass er ganz bestimmt nicht noch einmal auftauchen wird (und wenn, dann wünscht man sich nichts sehnlicher als dass er Bourne zum Gegenspieler hat). Doch abgesehen von diesem so schleierhaft wie peinlichen Ausrutscher legt auch der dritte Teil ein enorm hohes Tempo vor, und amüsiert vor allem durch hektische, unübersichtliche und spektakuläre Verfolgungsszenarien durch die Metropolen dieser Erde. London, Madrid und New York sind hier nicht etwa die Stationen der Haute Couture, sondern Schauplätze eines extrem paranoiden Parallelwelt die von Agenten, Überwachungssystemen und unregistrierten Handys beherrscht wird, die zum Spielplatz einer Staatsmacht werden die im ewigen Kampf gegen das Individuum steht, und in der Jason Bourne wieder fast übermenschliches leisten muss um sich Schritt für Schritt seiner Vergangenheit zu nähern. Leider konzentriert sich die Action fast ausschliesslich wieder nur auf urbane Settings, nie auf die zahlreichen Reiserouten die Bourne in Anspruch nimmt, die aber sicherlich auch ganz reizvoll hätten sein könnten. Doch Zeit um über derartiges Nachzudenken lässt einen der Film eh kaum - die wohldosierte Mixtur aus Action und Überwachung droht hier sogar einige male fast schon zu kippen - ausufernd und beinahe schon ermüdend sind die Verfolgungsjagden die nach dem Motto noch schneller, noch härter und noch hektischer vielleicht etwas zu repetetiv inszeniert sind. Dabei werden diesesmal auch die Zufälle noch etwas stärker strapaziert, so z.B. als Nikki gerade in jenem Moment in ihrem neuen Büro in Mailand auftaucht als Bourne dort Nachforschungen anstellt, oder als sich Bourne scheinbar unbemerkt Zutritt ins CIA Gebäude verschaffen kann um geheime Unterlagen daraus zu entwenden, wogegen die richtig düsteren Momente aus dem zweiten Teil eher fehlen, bspw. als der korrumpierte CIA Handlanger Ward Abott kurzerhand einen eiskalten Mord begeht als die Fährte auf ihn umzulenken droht. Aber das sind letztendlich nur Details die angesichts der enormen Wucht und Geschwindigkeit der Inszenierung kaum störend ins Gewicht fallen. Hatte ich mich nach dem Ende des zweiten Teils gefragt wie die Geschichte ohne die bemühte Konstruktion neuer Subplots überhaupt sinnig forgeführt werden könne, so wurde ich mit der cleveren Überlagung dieses Finals mit Szenen aus dem dritten Teil eines besseren belehrt und mit einem kleinen Deja Vu überrascht. Die Zeit wurde nämlich kurzerhand zurückgedreht, um erst später im Film an die Ereignisse im Finale des zweiten Teils anknüpfen zu können. Eine elegante Lösung, vor allem angesichts dessen, dass das Ende des ersten Teils in Russland geplant war als Bourne die Tochter der getöteten russischen Politikers aufsucht. Doch angeblich ist diese Ende bei Testpublikum auf wenig Gegenliebe gestossen, und so hat man sich eben anderweitig beholfen. Das Ende des dritten Teils ist schliesslich eine gelungene Mischung aus Verschleierung und Auflösung - erfährt man gerade noch genug um sich vorzustellen wie Bourne in die ganze Sache überhaupt reingerutscht ist, lässt er dennoch genug im Dunkeln um das Mysterium, welches um seine Figur rankt, nicht vollends zu dechiffrieren. Dabei gestaltet es sich schon fast zynisch, aber auch erstaunlich wohlwollend und versöhnlich, denn es ist vermutlich einer der ganz wenigen Momente in dieser Trilogie, in der man ein (wenn auch schelmisches) Lächeln zu sehen bekommt.

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