27.8.07 - The Petrified Forest
Filmreihe: Humphrey Bogart (#1)
Vordergründig betrachtet sicherlich eine Art Gangsterfilm, nicht nur weil er von Warner so beworben wurde bzw. wird, sondern auch weil Humphrey Bogart hier seine erste grosse Rolle als Gangster eingenommen hat, die ihm den Weg für seine beachtliche Karriere ebnete. Dennoch lässt sich der Film nur sehr schwer in dieses Genre-Korsett zwingen, da alleine schon die Tatsache, dass die Ganoven erst nach etwa der Hälfte der Laufzeit erstmals auftauchen, ihn als typischen Gangsterfilm disqualifizieren, und, obwohl schon von Beginn an die Rede von ihnen ist, sie selbst in diesem Moment eine zwar nicht unwichtige, aber dennoch untergeordnete Rolle in der längst etablierten Figurenkonstellation einnehmen. Doch nicht nur das - in The Petrified Forest steht auch nicht die körperliche Action im Vordergrund, welche diese Filme für gewöhnlich auszeichnet, sondern vielmehr die Geisteshaltungen der Protagonisten die hier in aus- und manchmal auch etwas abschweifenden Dialogen zur Schau gestellt werden, wodurch der Film auch eher die Ähnlichkeit mit einem Film Noir aufweist. Aus der Tatache heraus dass der Film auf einem Theaterstück basiert entsteht ausserdem eine ganz eigene kammerspielartige Dynamik, die sich dadurch auszeichnet dass sich die Handlung an nur einem einzigen Ort abspielt, und die Dialoge und Beziehungen zwischen den Figuren im Vordergrund der Inszenierung stehen. Die filmischen Mittel sind ebenso auf ein Minimum reduziert, womit sich das Augenmerk auch ganz automatisch auf die Figuren und weniger auf die sichtbar künstliche und nur als Mittel zum Zweck dienliche Studiokulisse richtet. Die zwei ambivalenten, lebensmüden Hauptcharaktere sind ein weiteres Indiz für einen Film der tiefgründer ist als er auf den ersten Blick erscheint, auch da er sich vor allem für eine scheinbar totgeweihte Generation von Intellektuellen und Individualisten interessiert, die er in dem gebildeten Strassenvagabunden und dem kaltblütigen Anführer der Gangsterbande wiederfindet. Er wirkt daher auch mehr wie ein romantischer Abgesang ala Peckinpah den Regisseur Archie Mayo mit seinen Figuren im Sinn hat, da er diese in einem Survial-of-the-Fittest gegen den Rest der Welt antreten lässt, für die er jedoch schon einen Platz im Petrified Forest, der sinnbildlich für einen Friedhof bereits toter Materie steht, reserviert hat. Wenigstens hat der Vagabund noch rechtzeitig einen Nachfolger auserkoren, das Mädchen von der Tankstelle, in das er sich nicht nur verliebt hat sondern auch bereit war sich für sie zu opfern, weil er in ihr einen kleinen Hoffnungsschimmer, nicht nur durch ihre Jugendlichkeit, sondern vor allem auch durch ihr aufrichtiges Interesse an den Kunstformen erkannt hat.
Am 11. November 2007 um 21:52 Uhr
[…] Mit “Der versteinerte Wald” beginnt der SWR heute Nacht eine Reihe von Bogart-Filmen, die als solche zwar keine Seltenheit, aber auch diesmal wieder gern gesehen ist. Sie wird an den kommenden Sonntagmitternächten fortgesetzt. Genaueres und immer aktuelles gibt es hier. - Im Jahr seiner Entstehung zählte Borges “The Petrified Forest” “zu den dichtesten [Filmen], die ich je gesehen habe”. Wen das nicht beeindruckt, der kann und sollte sich von einem anderen state of mind überzeugen lassen. Wer diesen Eintrag gelesen hat, wird außerdem meine mannigfaltige Zuneigung zu Marcs Blog verstehen. […]