28.8.07 - House of Bamboo


“It’s not you Eddie. It’s me, …me and my people.”

Nur knappe zwei Jahre nach seinem tollen Noir “Pickup on South Street” legte Fuller mit House of Bamboo einen weiteren Film über kriminelle Gruppierungen nach, der aber nicht wieder in düsteres Schwarz/Weiss getaucht wurde, sondern der in kräftigen Farben und Cinemascope-Format erstrahlt, und darüber hinaus auch noch im fernen Japan spielt. Auf den ersten Blick eigentlich nichts mehr was an die schwarze Serie Hollywoods, welche dem Film über ein Jahrzehnt lang vorraus gegangen ist, erinnern würde. Ein zweiter Blick jedoch offenbart dass der Film gar nicht soweit von seinen Vorbildern entfernt ist wie es die geographische Neuverortung des Schauplatzes zunächst glauben machen könnte. Fullers Film steht nämlich ganz im Zeichen seiner herausragenden Ästhetik, und weniger unter der Prämisse einer möglichst kohärenten Erzählweise. Behilflich ist ihm dabei vor allem die hervorragende Kameraarbeit von Noir-Fotograf Joseph MacDonald, der auch schon in Pickup on South Street für tolle Bilder sorgte, und dessen überaus lebendige und dynamische Kameraführung, und mit seinem ausserordentlichen Gespür für abwechslungsreichen Bildaufbau, den Film optisch überaus reizvoll gestaltet. Grundlage hierfür ist sicherlich auch dass Fuller sehr viel daran gelegen ist die kulturellen Unterschiede zwischen den Japanern und den amerikanischen Besatzern herauszukehren, was u.a. in der im Mittelpunkt der Handlung stehenden Beziehung zwischen dem Protagonisten mit einer Einheimischen wiederzuerkennen ist (z.B. in der Szene als sie es einfach nicht begreifen kann dass er ihr mühevoll zubereitetes Frühstück lieber im Badezuber statt bei ihr am Tisch einnehmen möchte, oder im Gegenzug als sie ihn, obwohl sie nebeneinander schlafen, durch einen dazwischen gezogenen Rolladen nicht nur räumlich von sich trennt). Es ist eine Spezialität von Fuller seine Charaktere derart zu formen und zu lenken, sie lebendig wirken zu lassen und voll in seinen Kosmos zu integrieren, dass man sie und ihre Probleme im Kontext der verflochtenen Figurenkonstellationen ernst nimmt und dass man ihr Handeln versteht, auch wenn es auf den ersten Blick nicht immer logisch und schlüssig erscheinen mag. Der bemerkenswerten Mise-en-Scene ist es ausserdem auch zu verdanken dass der Film trotz so mancher erzählerischer Unsicherheit dennoch stets aufregend und spannend bleibt, da diese selbst vermeintlich banales wie eine Frühstück zu einer amüsanten und aufregenden Angelegenheit arrangiert. Aufgrund der offenkundigen Interesse an fernöstlicher Architektur, Kostümen und Gebräuchen wirkt der Film vielmehr wie eine in einem bestimmen geschichtlichen Abriss fixierte Milieustudie, denn wie ein klassischer Kriminal- bzw. Gangsterfilm. Sein Plot, der von einem amerikanischen Agenten handelt welcher einen hardboiled Ganoven mimt, steht daher auch eher im Hintergrund der Inszenierung und ist mehr oder weniger austauschbar, im Gegensatz zur detailiert geschilderten romantischen Beziehung zwischen dem ungleichen Paar, welches die kulturellen Differenzen oft auf schmerzhafte, mal aber auch auf süffisante Art und Weise erfährt, so z.B. als die Frage nach dem primären Attraktivitätsmerkmal von Mann und Frau aus japanischer Sicht aufkommt: bei Frauen ist es das Genick, bei Männern die Augenbrauen, worauf sie bei ihm nur ein ungläubiges Kopfschütteln erntet. Dass diese heimliche Liebe unter keinem guten Stern steht scheint beiden bewusst, dennoch finden sie immer wieder zueinander, auch wenn es ihnen die gesellschaftlichen Umstände dabei nicht immer leicht machen. Um Loyalität geht es auch im parallel dazu ablaufenden Handlungsstrang über den Undercover-Job, der seinen dramatischen Höhepunkt erst kurz vor Ende des Films erreicht, und vor beeindruckender Kulisse durch eine hervorragend konzipierte Actionsequenz mit diversen Perspektivenwechseln und äusserst kreativer Kameraführung überrascht.

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