26.8.07 - Roman Holiday

Ein Schuh der drückt - eigentlich nichts ungewöhnliches, doch bei William Wyler ist es immerhin die Einleitung zu seiner romantischen Komödie Roman Holiday, die von einer jungen entnervten Prinzessin erzählt die aus ihrem formelhaften aristokratischen Alltag auszubrechen versucht. Dabei spielt diese anfängliche Szene, die in liebreizender Art und Weise unter ihrem weiten Rock stattfindet, der letzten Bastion ihrer Privatsphäre, eine entscheidende Rolle, da diese nicht nur hochgradig amüsant ist, da sie plötzlich eben jenen Schuh verliert und ihn unbemerkt wieder aufzuziehen versucht (was ihr jedoch nicht ohne fremde Hilfe gelingt), sondern auch weil es den gesamten Gestus des Films innerhalb weniger Sekunden bildlich umreisst. So schlägt der Film nämlich mal eben zwei Fliegen mit einer Klappe, und schafft es gerade zu spielerisch beiläufig Witz und Kritik unter einen Hut zu bringen indem er die Absurdität dieser Szene sowohl als Lacher für sich verbuchen kann, aber auch zum Nachdenken anregt, da eine vermeintlich banale Sache in einem veränderten gesellschaftlichen Umfeld zu einem echten Problem hochstilisiert wird. Der Zuschauer verfolgt in diesem Film fortan die Verwandlung von einer Prinzessin die stets den Schein zu wahren hatte, zu einem bürgerlichen Mädchen welches seine Gelüste und Bedürfnisse ohne die ständige Rücksicht auf Anstand und Etikette frei ausleben und selbst bestimmen kann. Dabei behilflich ist ihr ein amerikanischer Reporter den sie auf ihrer Flucht kennenlernt, und der mit ihr einen ganzen Tag in Rom verbringt um ihr alle Wünsche zu erfüllen, und sich dann auch noch prompt in sie verliebt. Clever auch, wie sich der Film diesen Umstand, dass er direkt vor Ort gefilmt wurde, zu nutze macht: so ziemlich jede relevante Sehenswürdigkeit der Stadt (vom Trevibrunnen über die Engelsburg bis hin zum Kolosseum) wird ebenso zwanglos wie selbstverständlich als Kulisse verwendet und nahtlos in die Handlung verflochten. Dass diese unorthodoxe Zusammenkunft zwischen den Beiden nicht etwa im klassischen und vielleicht erwarteten Happy End mündet, da Wyler trotz aller Romantik und Fiktivität die Bindung zur Realität nie gänzlich verliert, ist schliesslich die Krönung einer süffisant inszenierten Geschichte, bei der am Ende nicht nur Gregory Peck von der bitteren Erkenntnis getroffen, und mit nichts als feuchten Augen und dickem Klos im Hals zurückgelassen wird.

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