29.7.07 - An American Crime
Fantasyfilmfest #2:
Vernachlässigung elterlicher Pflichten, Kindesmisshandlung und Alkoholismus sind einige der sensiblen Themen mit denen sich der auf einem realen Fall basierende Film An American Crime auseinandersetzt. Optisch wie akustisch ganz hübsch mit dem Zeitgeist der USA der 60er Jahre ausgeschmückt hangelt sich der Film erzählerisch an den offiziellen Gerichtsprotokollen entlang, die hier jedoch nur den losen Rahmen für die ansonsten relativ frei nachgestellten Ereignisse bilden, und die auch nur hin und wieder als Flashbacks für narrative Zwecke zum Einsatz kommen. Die meiste Zeit verbringt der Film damit, die maroden Familienverhältnisse aufzuzeigen anhand deren sich die Spirale der Gewalt durch die überforderte Mutter, und dann aber auch durch die Kinder beinahe bis ins Unerträgliche windet. Dabei ist neben der souverän agierenden Mutter vor allem auch das Schauspiel der vielen Jungdarsteller beängstigend authentisch, und lassen den Zuschauer umso schmerzhafter an dem Schicksal des gepeinigten Mädchens teilhaben. Der Film geht in der Darstellung der Greultaten zuweil recht explizit zu Werke, ohne sich jedoch (bis auf eine kleine Ausnahme) in die Grusel- bzw. Horrorecke manöverieren zu lassen und dadurch möglicherweise an Glaubwürdigkeit einzubüssen. Eine kleine dramaturgische Finte gegen Ende des Films sorgt angesichts des ansonsten sehr transparenten Erzählstils zwar kurzzeitig für etwas Verwirrung, gleichzeitig aber auch für dessen einsamen emotionalen Höhepunkt der wiederum sanft und zügig aufgelöst wird. Summa Summarum ist An American Crime ein sehenswertes, wenn auch sehr unbequemes und depremierendes Werk geworden, welches sich mit “echten” Problemen auseinandersetzt die wohl nie an Bedeutung verlieren werden.