18.7.07 - Seconds

Ist bzw. war John Frankenheimer ein unterschätzter Regisseur? Den Reaktionen auf seinen filmischen Output in den 60er und 70er Jahren nach zu urteilen womöglich schon. Seinen subersiven Politthtriller The Manchurian Candidate wurde damals kaum gesehen, und auch der zweite Teil von French Connection stand stets im Schatten von Friedkins oscarprämiertem Erfolgsfilm. Seconds ist zeitlich gesehen dazwischen zu verorten und ein mindestens ebenso sträflich missachtetes Werk, wenn nicht sogar sein heimliches Opus Magnum. Nicht nur dass er sich hier wieder für die s/w Ästhetik entschieden hat, sondern auch wie präzise und richtungsweisend er damit umgeht macht Seconds bereits auf visueller Ebene zu einem aussergewöhnlichen Seherlebnis: Frankenheimer experimentiert mit verschiedenen Objektiven, Brennweiten und Blickwinkeln, sowie mit wagemutigen Schnitten, bildlichen Verzerrungen und spektakulären Point-of-View Perspektiven. Gepaart mit dem gefühlvoll arrangierten Score von Jerry Goldsmith entstand daraus ein vielschichtiger, richtungsweisender und vor allem auch bedeutungsvoller Film über die menschliche Existenz, über zweite und verlorene Chancen, über Freiheit und Identität. Frankenheimer zieht den Film zwar als düsteres, paranoides Szenario auf, wechselt jedoch ständig den Rhythmus: mal stehen die optischen Schauwerte im Vordergrund, mal ist es die musikalische Untermalung die alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, mal sind es die Schauspieler die den Zuschauer in ihre spannenden Dialoge verwickeln. Frankenheimer gestaltet den Film stets unberechenbar, aufregend, mitreissend. Dass man nur in Ausnahmefällen über diesen Filmtitel stösst beantwortet meine eingängliche Frage mit einem klaren ja - mit Seconds ist Frankenheimer zwar ein kleines Meisterwerk gelungen, nur leider weiss heute, über 40 Jahre später, immer noch kaum jemand davon zu berichten.

Eine Reaktion zu “18.7.07 - Seconds”

  1. Merdalf

    Toller Film!

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