13.6.07 - Vacancy

Würde man im Verlaufe des Films nicht eines besseren belehrt, hätte man nach den ersten Minuten bereits alles darauf verwettet dass man es hier mit einem Genrefilm zu tun hat, der so ziemlich jedes Klischee bedient dass man aus den Backwoodterrorfilmen schon zu Genüge kennt: Durchreisende die sich in spärlich besiedelten Gebieten verirren, meist aufgrund mangelnden Orientierungssinns oder in Erwartung einer Abkürzung, das Auto das plötzlich den Geist aufgibt, die Tankstelle die den verhängnisvollen Wendepunkt markiert, und die Handys die in der Einöde keinen Empfang haben - Vacancy lässt nichts davon aus. Umso überraschender daher, als er diese typische Ereigniskette nicht so konsequent fortführt wie man es anhand der Vorkenntnis solcher Filme erwarten würde. Dies äusserst sich zwar nicht etwa in weiträumen Auslotungen des Genres, doch es fällt eben positiv ins Gewicht, dass mit den aufgebauten Erwartungshaltungen gespielt wird, und die vermeintlich logischen Abfolgen im Verlaufe des Films weitgehendst umschifft werden. Ein Gegenbeispiel ist der tumbe Dorfsheriff der blindlings in sein Verderben rennt bzw. schleicht, doch dagegen stehen Szenen wie bspw. am Ende, als dem niedergerungenen Bösewicht, obwohl es zunächst angedeutet wird, kein böses Erwachen gewährt wird - geradezu eine Seltenheit in Filmen dieser Art. Das Finale ist dann auch relativ abrupt und unspektakulär: kein überbordendes Getöse mehr, kein zynischer Wink mit dem Zaunpfahl, sondern nur noch die Erschöpfung nach dem Kraftakt. Ein Understatement welches auch bestens zum Rest der angenehm schnörkellosen Inszenierung passt, und den Film deutlich von seinen derzeitigen Mitkonkurrenten wie Saw und Hostel abhebt, die ja oftmals nur wegen ihrer plakativen Gewaltdarstellung und billigen Effekthascherei kontrovers diskutiert werden. Vacancy hat sowas nicht nötig, sondern konzentriert sich vielmehr auf das Wesentliche, und zwar Spannung zu erzeugen ohne dabei das Gespür für die Figuren und die Dramaturgie auf der Strecke zu lassen. Das macht ihn zwar noch lange nicht zu einem Meilenstein seiner Gattung, aber immerhin erstaunlich effektiv.

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