16.5.07 - Black Book


“You can’t trust someone blindly, those times are over.”

Konsequent durchdekliniertes Spannungskino, dessen zeitgeschichtlicher Hintergrund im Prinzip nur den losen Rahmen für die thrillermässig konzipierte Handlung bereitstellt. Verhoeven-typisch suhlt er sich auch hier wie gewohnt in expliziten Darstellungen von Gewalt und nackter Haut, lässt diese aber dennoch nie zum Selbstzweck verkommen, sondern sieht darin sehr wohl eine Natürlichkeit die es “Wert” ist gezeigt zu werden, um eben auch die entsprechenden Gefühlsregungen beim Zuschauer zu provozieren. Nicht anders ist es zu erklären, dass er nicht nur den ästhetischen Körper von Carice van Houten, sondern auch mal den eines ziemlich korpulenten Soldaten in voller Pracht präsentiert: Schönhheit und Ekel liegen für ihn also nicht nur im Auge des Betrachters, sondern eben auch oft direkt nebeneinander. Verhoeven geht aber nicht nur diesbezüglich sehr detailiert zu Werke - vermeintlich übertriebene Zufälle im Handlungsablauf wiederlegt er stets mit kleinen, beiläufigen Szenen die manchmal erst viel später ihre tatsächliche Bedeutung erlangen (wie etwa, als Rachel dem deutschen General die gesuchten Briefmarken schenken kann, oder dass sie sich als Reaktion auf die Überdosis Insulin sofort mit der Schokolade zu helfen weiss). Black Book erzählt in erster Linie von Menschen die Opfer äusserer Umstände und Extremsituationen sind, die es ihnen schwer machen sich gegenseitig zu vertrauen, da selbst unter den vermeintlich Gleichgesinnten Missgunst, Neid und Vorurteile an der Tagesordnung sind. Dieses Vertrauen, welches im Verlaufe der Geschichte gleich mehrfach und beidseitig missbraucht, gebrochen und angezweifelt wird, erlaubt dem Film einen krimiartigen Spannungsbogen einzuschlagen, den Verhoeven auch dramaturgisch sehr eindrucksvoll inszeniert, obwohl er dabei oft nur haarscharf an der übermässigen Konstruiertheit des Plots entlangschrammt, und so manche charakterliche Tiefe auf Kosten der temporeichen Szenenabfolge auf der Strecke gelassen hat. Dass ihm diese Gratwanderung dennoch gelingt, ist letzendlich auch der rundum souveränen Schauspielerriege zu verdanken.

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