20.4.07 - Von Angesicht zu Angesicht

Die Verwandlung des barmherzigen aber totkranken Gelehrten Fletcher zum skrupellosen Bandenführer, und die Wandlung des skrupellosen Bandenführers Bennet zum geläuterten Gerechtigkeitsfanatiker ist nicht nur wenig glaubwürdig, sondern lässt bisweilen auch die Kreativität Sergio Sollimas vermissen, der es bei seinem ersten Western, der Gehetzte der Sierra Madre, noch so meisterlich verstand Spannung zwischen den Charakteren aufzubauen, und diese auch bis zum Finale konsequent zu steigern. Zwar versucht er hier durch suspenseartige Szenen ähnliches aufkeimen zu lassen, doch scheitert dies schlichtweg mangels Identifikationsfiguren, denn weder der garstige Bennet, noch der überschminkte und ziemlich hölzern agierende Fletcher, der in Bennet seinen Mentor sieht und der im Verlaufe der Handlung immer eifriger nach dessen Idealen strebt und sich darin bestätigt fühlt, bieten sich dafür an. Es liegt zwar auf der Hand, mit welcher Ambition Sollima die Vorstellung von Gerechtigkeit und Moral anhand seiner ambivalenten Charaktere vermitteln wollte, jedoch bleibt es bei einem eher leidlich geglückten Versuch, diese Grundidee auch konsequent durch die Handlung zu peitschen, auch deshalb wohl, da die vorliegende Schnittfassung nicht so ganz dem entspricht, was Sollima gerne gehabt hätte. Auch ist die Chemie zwischen Thomas Milian und Gian Maria Volonte nicht von der Intensität wie zwischen Milian und van Cleef. Ab einem gewissen Punkt stellen sich ihre Weichen, bei Milian als er beim Banküberfall ein Kind rettet, und bei Volonte, als er eine Frau ohrfeigt, und von dort ab steuert der Film dann eher uninspiriert und ohne dramaturgischen Feinschliff auf ein Ende zu, welches leider ähnlich aufgesetzt wirkt wie der Rollentausch der beiden Hauptdarsteller.

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