17.4.07 - Two-Lane Blacktop

Two-Lane Blacktop ist das wesentlich unromantischere, weniger heldentümliche, dafür aber umso realistischere Komplement zu Vanishing Point. Zwar ist die Handlung ähnlich schmalspurig, doch fährt der Film seine narrativen Elemente auf ein absolutes Minimum zurück, und konzentriert sich vielmehr auf eine Momentaufnahme uramerikanischer Instinkte. In Two-Lane Blacktop kämpfen desillusionierte Charaktere nicht nur gegen sich selbst und gegen ihre innere Leere, sondern befinden sich auch im ständigen Kräftemessen mit anderen Strassenvagabunden, und auf der Flucht vor einer ungewissen Zukunft. Im Gegensatz zu Vanishing Point suggerieren die Highways in Two-Lane Blacktop keine grenzenlose Freiheit, dafür sind sie viel zu ungeschönt und düster bebildert worden, wie überhaupt einige Zeit des Films im Dunkeln oder bei schlechtem Wetter verstreicht - ein starker Kontrast zu den pastellfarbenen, tagslichtüberfluteten Szenerien durch die Kowalski in Vanishing Point rast. Dennoch wird beidemale ein alternativer Lebensstil, ein Ausbruchsversuch aus dem System propagiert, der Gedanke von Freiheit und Rebellion formiert, auch wenn Two Lane Blacktop diesen wesentlich pessimistischer angeht, und damit vielleicht auch schon das frühzeitige Sterben des New Hollywood andeutet, da der freiheitliche Gedanke wesentlich nüchterner, gefasster, und unspektakulärer ausformuliert wird. Die Leichtigkeit und Aufbruchstimmung ist den namenlosen Figuren bereits wieder abhanden gekommen, die Stimmung ist in Ernüchterung umgeschlagen, und war es bei Kowalski noch der Zwang gar nicht anders zu können, ein unmissverständliches Zeichen zu setzen, koste es was es wolle, so ist es hier ein richtungsloses Umherziehen auf der Suche nach Satisfaktion, auf der Suche nach einer längerfristigen Befriedigung (der kurze Kick durch Drogen wie in Easy Rider oder eben auch Vanishing Point weicht hier der ständigen Lust nach renntauglichen Modifizierungen der Autos). Das Ziel der Rennfahrer ist eigentlich Washington D.C., aber sie verlieren es, je länger sie auf der Strasse sind, immer mehr aus den Augen, stecken sich neue Ziele, haben neue Hoffnungen, Wünsche, Träume. Kinder, Familie, Florida. Ob sie etwas davon ereichen weiss keiner, sie selbst am allerwenigsten. Im Vergleich zu Vanishing Point ist Two-Lane Blacktop wesentlich schwieriger zu verdauen, da er viel sperriger und pessimistischer inszeniert ist, jedoch nicht weniger bedeutsam, wenngleich nicht als actionlastiges Roadmovie, sondern mehr für das Festhalten eines “state of mind”, und als herausragendes Beispiel für alternatives Filmemachen abseits jeglicher Konventionen.

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