10.4.07 - Pickup on South Street


“You just talked yourself into an early grave.”

Während This Gun for Fire in der Anfangsphase der schwarzen Serie Hollywoods enstanden ist, so steht Pickup on South Street genau am gegenteiligen Ende dieser Ära. Dennoch verbindet sie nicht nur die Tatsache, dass beide Filme unter dem Begriff Noir einsortiert werden können, sondern vor allem, da sie sich bestimmte Merkmale teilen, die sie auch im erweiterten Sinne des Wortes zu Randerscheinungen dieser Phase machen: die streng lineare Erzählstruktur, die säuberlich ausgearbeiteten und exzentrischen Charaktere, die dominierende physische Aktion, und die noch nicht bzw. nicht mehr so stark ausgeprägte Noir-Ästhetik. Das Sam Fullers Film das Ende einer Tradition markiert wird aber nicht nur durch seinen dynamischen, und mit Humor und knackigen Sprüchen aufgelockerten Stil deutlich, sondern auch durch den politisch motivierten Inhalt, der von der Paranoia vor einer kommunistischen Verschwörung geprägt ist, und damit auch als eine frühe filmische Reaktion auf die Repressionen der McCarthy Ära deutbar wäre. Seine Konzentration gilt den schmachtenden, zerknirschten, rätselnden, entsetzten und schweisstriefenden Gesichtern, kurzum, menschliche Reaktionen, die er durch Grossaufnahmen ins Zentrum seiner Bilder rückt. Fuller lässt seiner Kreativität freien Lauf, und inszeniert einen zwar nicht immer bis in die Details glaubwürdigen, aber gänzlich erfrischenden Krimi, der vor allem vom Wechselspiel der Charaktere und deren Vernestelungen und gegenseitigen Abhängigkeitsverhältnissen lebt. Man taucht in die Parallelwelt gesellschaftlicher Randfiguren, in eine kriminelle Subkultur die von Informanten, Trickbetrügern, Nachtclubbesitzern, Taschendieben und dem schnellen Geld regiert wird. Fuller versteht es seine Figuren derart in Szene zu setzen, dass man wirklich das Gefühl hat, sie würden in ihren natürlichen Lebensräumen agieren. Seine illustre Figurenkonstellation ist charmant, jedem Einzelnen wird genug Aufmerksamkeit gewidmet sich zu etablieren, man fühlt mit und entwickelt sogar Sympathien, da man ihre Reaktionen nachvollziehen kann weil sie echt und ehrlich sind, auch wenn sie meist einem vorbestimmten Schicksal folgen. So macht er schliesslich selbst aus den zwielichtigen Gestalten, und sei es nur durch ihre Prinzipientreue, einen achtbaren und sympathischen Haufen.

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