1.4.07 - Stranger on the Third Floor


“For every crime there must be a motive - I hadn’t any.”

Es wird gern mal fälschlicherweise angenommen, dass The Maltese Falcon von John Huston der Ursprung der amerikanischen Film-Noir Bewegung gewesen sei. Dies mag sogar stimmen, wenn man es denn rein an der Popularität des Filmes festmacht, jedoch gab es bereits auch schon vorher stilbildende Filme, die sich als Einstiegspunkte für eine Untersuchung dieser bedeutenden Schaffensphase anbieten. Einer davon ist Stranger on the Third Floor, ein gerade mal knapp 60 Minuten andauernder Einblick in das zerüttete Gewissen eines Menschen, der massgeblich an der Verurteilung eines vermeintlichen Mörders beteiligt ist, obwohl er den Mord nicht mit eigenen Augen bezeugen kann. Aufgrunddessen, und da ihm seine Freundin aus Mitleid an dem möglicherweise unschuldigen Opfer der Justiz ein schlechtes Gewissen einredet, und darüberhinaus auch noch seine Auffassungsgabe in Frage stellt und ihm zum Vorwurf macht zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen zu sein, versinkt dieser schliesslich in tiefe Selbstzweifel, was sich in traumartigen, halluzinogenen Zuständen ausdrückt, in denen er selbst zu Unrecht verurteilt und auf den elektrischen Stuhl gesetzt wird. Die Noir-typischen Schattenmuster sind hier bereits sehr ausgeprägt - sie visualisieren das immer dichter werdene Netz dass sich um den verzweifelten Protagonisten spannt, der sich plötzlich in einer Situation wiederfindet, deren moralisch aufklaffende Zwickmühle zwischen Recht und Unrecht ihm langsam aber sicher den Verstand raubt. Der Film arbeitet daher auch mit sehr starken, symbolträchtigen Motiven, um seine Gedankengänge auch auf bildlicher Ebene möglichst adäquat wiedergeben zu können. Erwähenswert ist ausserdem, dass Peter Lorre nach “M” erneut einen (jedoch sehr kurzen) Auftritt als unheimlicher Mörder absolviert, da er dem Studio aufgrund einer vertraglichen Verpflichtung noch zwei Drehtage schuldig war.

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