31.3.07 - 300

Bei Defiziten in der filmischen Umsetzung bestehender Geschichten wird gerne schon mal mit mahnendem Zeigefinger auf die Vorlage verwiesen, doch selbst bei einer so getreuen Umsetzung wie “300″ mangelt es nicht nur an der oftmals zu unrecht geforderten Konsequenz, mit der auf diesem Sektor vor allem seit Sin City scheinbar immer öfter hausieren gegangen wird, im völligen Irrglauben dass dies ein wesentlicher Qualitätsmasstab sei. Zwar wurde die Ästhetik des Comics dank computergenerierter Hintergründe und farblicher Verfremdungen auch hier wieder sehr detailgetreu nachempfunden, doch fehlt es dem Film ausgerechnet an den vielleicht interessantesten Bildern der Vorlage - die Sicht aus der Perspektive von König Leonidas durch die Schlitze seines Helms, vor der finalen Schlacht gegen die haushohe Übermacht, die sicherlich auch im Film ein schönes Motiv hätte abgeben können. Stattdessen aber wurden vor allem auf erzählerischer Ebene Sachen hinzugedichtet, wie bspw. die Bestechung der Königin und ihre Anhörung vor den Stadträten, was der ziemlich trägen Dramaturgie nicht wirklich dienlich ist, sondern nur für eine unnötige Aufblähung einer fragwürdigen Geschichte sorgt, deren Substanz eh schon streng gegen Null konvergiert. Doch auch hier kann er sich bequem auf seine Vorlage berufen, die inhaltlich ja mit der gleichermassen, durch hetzerische Parolen angereicherten Stimmung und Verherrlichung niederster Instinkte aufwartet, und eine ebenso romantisch verklärte wie verharmlosende Ausschmückung des Heldentodes als letzte grosse Tat im Leben eines spartanischen Krieges propagiert. Dass sich “300″ nun ausgerechnet mit dem halbgarem “Apocalypto” vergleichen lassen muss spricht noch viel weniger für die Qualität des Films, da es Mel Gibson, abseits der nicht minder blutrünstig inszenierten Fleischbeschau, immerhin verstanden hat einen auf Spannungsebene halbwegs funktionierenden Film zu drehen, der sich nicht durch ermüdende computergenerierte Oberflächenreize aufzuspielen versucht. Diese peinlich platte und selten reizvolle Ästhetik sorgt schliesslich auch dafür, dass der Film auch auf seiner vermeintlich stärksten Ebene scheitert, da er fast ausschliesslich auf Einstellungen basiert, die man bereits von diversen anderen Vertretern des “historischen” Schlachtenepos zu Genüge kennt. Man kann “300″ also weder formal noch inhaltlich für Voll nehmen, doch selbst wenn man sich in einer sicheren ironischen Distanz dazu wägt, die das ganze vielleicht noch halbwegs erträglich machen würde, hält sich das Amüsement im Vergleich zu anderen Vertretern des Genres derart in Grenzen, dass er eigentlich kaum der Rede wert ist.

6 Reaktionen zu “31.3.07 - 300”

  1. Fred Zeppelin

    Jetzt hat du mir echt voll die Vorfreude verhunzt ;-) … hab ja schon einiges von dem erwartet. Aber auf jeden Fall mal wieder ne superb geschriebene Review. Respekt!
    Hab mir 8 1/2 (Otto E Mezzo) von Fellini zugelegt nur leider noch keine Zeit gehabt den zu schauen … soll ja n´grosser Klassiker sein.
    Dann hau ma rein … Greetz

  2. Fred Zeppelin

    Woher kennst Du denn des Comic?
    Gelesen?

  3. marc

    lass dich mal von mir nicht abschrecken den zu gucken, nur sollst du halt gewarnt sein ;)

  4. Lighty

    Kein Aprilscherz? Ich geh zumindest nicht davon aus..

  5. marc

    nein, leider nicht (…aber ich dachte mir, dass das vielleicht einer denken könnte) :)

  6. Lighty

    naja, hätte gut gepasst =) hab mich halt auch gewundert dass du ihn schon gesehen hast. nunja, ich glaub den muss ich mir dann nicht im kino ansehen, sonder vermutlich reichts auch zu warten bis er in ner videothek verfügbar ist.

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