1.1.08 - High Sierra
Filmreihe Humphrey Bogart (#6):
High Sierra ist in mehrerlei Hinsicht ein aussergewöhnlicher Film. Nicht nur dass Bogart hier erstmals einen Film ausfüllt wie nie zuvor, sondern er markiert zudem auch noch einen entscheidenden Wendepunkt in der amerikanischen Filmhistorie: High Sierra ist nämlich eine äusserst gelungene Gratwanderung zwischen dem klassischen Gangsterfilm der 30er Jahre, wie ihn auch Bogart u.a. geprägt hat, und dem Film Noir der 40er Jahre, wie ihn Bogart vielleicht noch viel stärker prägen konnte, der ja noch im selben Jahr mit The Maltese Falcon, der für viele als Auftakt dieser Ära gilt, zu einer Stilikone derselbigen werden sollte. Bogart verkörpert hier erstmals den romantischen Gangster, ein Archetypus wie er (ähnlich dem Detektiv) in den folgenden Jahren in zahlreichen Noirs auftauchte, der hier nicht nur von seine Vergangenheit eingeholt wird, sondern zudem auch noch hin- und hergerissen ist zwischen der unschuldigen und ungestümen Jugend einerseits, und dem verruchten und kriminellen Milieu dem er ursprünglich entstammt, andererseits. Er ist zwar durch und durch Profi, zeigt jedoch auch seine verletzlichen Seiten und Gefühle - so will er z.B. auch dem Hund, den er am liebsten zum Teufel scheren würde da er seinen Coup gefährdet, nichts böses, und lenkt der Frau zuliebe dann doch noch ein und nimmt ihn mit. Schmerzlich muss er sich ausserdem eingestehen, dass er einer älteren Generation angehört und sein Seelenheil nicht mehr bei einer Jungen, sondern bei einer erfahrenen Frau finden wird die ihn verehrt und versteht, und die ebenso wie er ein Leben lang auf der Suche nach einer Erfüllung und nach Freiheit war, und so flüchten die Beiden schliesslich auch gemeinsam vor der Polizei. Ein Motiv, dass noch Vorbild für viele kommende Filme wie z.B. Gun Crazy oder später dann Bonnie und Clyde sein sollte. Bogart scheint mit High Sierra nun auch endgültig zu seiner vollen Form bzw. Bestimmung gefunden zu haben, und auch Ida Lupino rehabilitiert ihr schrecklich affektieres Spiel aus dem enttäuschenden They Drive by Night weitgehend und liefert hier eine wesentlich differenzierte und authentischere Leistung ab.