24.11.07 - Blue Spring


“People who know what they want scare me.”

Blue Spring ist ein aussergewöhnlicher Generationenfilm. Unterlegt mit einem rotzig rockigen Soundtrack und garniert mit einigen schönen Stilelementen, kreativen Kamerafahrten und aussergewöhnlichen Blickwinkeln erzählt er von einer Generation japanischer Schüler, die sich desillusionert und ziellos durchs Leben kämpfen, und dabei stets den zwanghaften Vergleich mit Anderen suchen als wäre es ihr einziger Lebensinhalt. Regisseur Toyoda zeichnet eine kalte von Gewalt und Hass geprägte Gesellschaft die er jedoch fast vollkommen isoliert von der Aussenwelt betrachtet. Eltern kommen erst gar nicht vor, und Lehrer spielen hier nur eine völlig untergeordnete Rolle - Autoritätspersonen sind vielmehr die Jugendlichen, die sich durch lebensgefährliche Mutproben den erwünschten Respekt kämpfen müssen. Es scheint also wolle Toyoda das graue, betonklotzartige, leblose Schulgebäude mitsamt seiner anonymen Rohbau Romantik und all den machohaften Graffitis als Spiegel der Gesellschaft verstanden wissen: eine Gesellschaft die kaum mehr imstande ist den Jugendlichen Träume zu erfüllen, sondern sie stattdessen auf einen harten Kampf ums Überleben auf dem Arbeitsmarkt und in der Leistungsgesellschaft vorbereitet, und ihnen damit bereits schon in der Schule jegliche Perspektive für die Zukunft raubt. Die comichaft überzeichnete Gewalt die den Film beherrscht lässt dennoch auch einige ruhige und melancholische Momente zu, z.B. in einer der ganz wenigen Begegnungen der Jungen mit dem weiblichen Geschlecht, in spielerischer Ausgelassenheit auf dem Fussballplatz, oder bei der friedvollen Bepflanzung eines Blumenbeetes. Die Jugendlichen haben also noch Träume - nur wird es ihnen immer schwerer gemacht auch daran festzuhalten. Und so stürzt schliesslich einer von ihnen haltlos in die Tiefe, lediglich einen Schatten hinterlassend - für ihn der einzige Ausweg aus der Gewalt.

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