30.9.07 - You Kill Me


“Oh, I’m okay with dead bodies.”

Man muss sie einfach gern haben - die kleinen, harmonisch durchkomponierten und subtil schwarzhumorigen Filme aus der Hand von John Dahl. Auch sein neuster, You Kill Me, reiht sich nahtlos in seine inzwischen auch nicht mehr ganz so junge, aber bis auf wenige Ausrutscher doch sehr ansehliche Filmographie ein. In You Kill Me erzählt er von Ben Kingsley in der Rolle als polnischer Profikiller, der irgendwo zwischen Leichenschauhaus und anonymen Alkoholikern pendelnd den Weg zurück in die Gesellschaft sucht, und dabei nicht selten auch den Weg der Selbstfindung beschreitet. Kingsley, der zwischenzeitlich sogar für Regiedilettant Uwe Boll herhalten musste, liefert hier wohl sein überzeugendstes Spiel seit seinem furiosen Auftritt in Glazers Sexy Beast ab: mit kaltschnäuzigen Kommentaren und bedröppelter Naivität versteht er es, trotz seiner höchst ambivalenten Charakterzüge, die Sympathien des Zuschauers sofort auf seine Seite zu ziehen und ihn an seinem Lernprozess, seinen Erkenntnissen und seinem Schicksal teilhaben zu lassen. Unterstützt wird er dabei von der äusserst feinfühlen Inszenierung von Dahl, der seinem Protagonisten viel Zeit und Raum zum Atmen lässt, um so eine der originellsten Filmfiguren der letzten Zeit mit Leben zu erfüllen. Zwischen all der subtilen Tragik und all dem subtilen Humor in seiner Geschichte bleibt sogar noch ein wenig Zeit sich mit gesellschaftlichen Problemen wie Einsamkeit und Alkoholismus auseinanderzusetzen und süffisant auf die Schippe zu nehmen. Obwohl Dahl seine zweigleisige Geschichte (die Ausnüchterung des Killers, die Mafiosis die auf seine Rückkehr warten) fast unbemerkt aufeinander zusteuern lässt, so ist der Film eher rar gesät von Überraschungen, und man kann einige Wendungen durchaus schon im Vorraus erahnen: doch das tut dem ganzen Vergnügen wahrlich keinen Abbruch, sondern ganz im Gegenteil - der Film ist nie mehr als er vorgibt zu sein, witzig, berührend, tragisch, in sich geschlossen und niemals überbordend, aufdringlich laut oder nervig, und damit wohl auch das genaue Gegenteil vom derzeitigen Mainstreamhollywood, und vielleicht auch einer der Gründe, weshalb er dieses Jahr über all den “grossen” Filmen steht die ich bisher gesehen habe: zwischen all den gigantomanischen Blockbustern und ihrem pompösen Getue haben sich nämlich vor allem ehrliche, unaufgeregte Filme wie dieser hier hervorgetan.

Einen Kommentar schreiben