12.8.07 - Zabriskie Point

Obwohl er als europäischer Auteur eigentlich gar nicht zur New Hollywood Clique gehört, ist Michelangelo Antonionis erste und einzige amerikanische Produktion vielleicht gerade deshalb sogar noch rebellischer, noch abrechnender und noch zynischer als viele seiner Brüder im Geiste. Im Grunde erfüllt Zabriskie Point nämlich viele Merkmale die ihn zu einem Schlüsselwerk dieser Ära machen: seine Hauptfiguren sind jung, desillusioniert, ungestüm und kämpfen für ihre Rechte und ihre Freiheit. Ihre Motivation richtet sich gegen alte Werte und Tugenden, gegen auferlegte Regeln und Zwänge einer im Konsum erstarrten Gesellschaft, gegen Polizei und Staat. Doch nicht nur inhaltlich lassen sich gewisse Schnittmengen ausmachen - Zabriskie Point ist ausserdem auch sehr experimentierfreudig inszeniert. Zu Beginn schildert Antonioni noch relativ kohärent, linear und zügig vom Ausbruch eines jungen Mannes aus dem System, während er auf dessen Flucht in die Wüste plötzlich das Erzähltempo wechselt und einen spürbaren Bruch in der Narration herbeiführt. Jetzt verlangsamt er das Tempo drastisch, wechselt in eine träumerische Erzählperspektive, und rückt die Eindrücke der kargen Wüstenlandschaft in den Mittelpunkt. Auf eine etwas eigenwillige aber wunderschön gefilmte Hommage an Hitchcocks North by Northwest, in welcher der Protagonist mit Hilfe eines geklauten Flugzeuges Kontakt mit einer Frau aufnimmt, indem er immer wieder mit dem Flugzeug über sie hinweg saust, folgt eine der längsten mir bekannten Liebesszenen auf Film die sich zwischen den Beiden im Wüstensand abspielt, und die mit fortschreitender Intensität zu einer riesigen imaginären Orgie kumuliert. An dieser Stelle hat sich die Handlung nicht nur längst vom städtischen Moloch, sondern auch fast komplett von der anfänglichen Hektik und Geschwätzigkeit entfernt. Gefühle und Stimmungen werden nunmehr vollständig durch die elegischen Bilder und die hypnotische Musik transportiert. Antonioni findet hier scheinbar spielend zur magischen Kraft des Kinos, und lässt seinen thematisch sperrigen Film von der Leichtigkeit seiner Inszenierung tragen. Das macht Zabriskie Point zu einer schwierigen, da kaum greifbaren Gratwanderung zwischen gefühlvollem Abenteuer und gnadenloser Abrechnung mit dem Amerika seiner Zeit, aber vor allem auch zu einem kühn kritischen Beobachtung aus den Augen eines Fremden, der den Geist des New Hollywood, wenn auch nur für kurze Zeit, nicht nur geatmet sondern auch geprägt hat.

6 Reaktionen zu “12.8.07 - Zabriskie Point”

  1. Becks Leopoldsen

    Yeah New Hollywood!!

  2. marc

    aber hallo!

  3. kaspar

    Yeah Zabriskie Point!

  4. marc

    yeah! kasi!

  5. kaspar

    Yeah! Elektromarcenware!

  6. kaspar

    ElektroMarcNware meine ich freilich :)

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