27.9.06 - Tom yum goong


“Where is my elephant?”

Tom yum goong tritt ganz augenscheinlich in die Fusstapfen seiner Vorbilder Ong-bak und Born to Fight, die juengst eine Welle thailaendischer Actionfilme lostraten, und die vor allem durch ihre waghalsigen Stunts und koerperbetonen Zweikaempfe fuer Aufsehen erregen.

Wie ein sprichwoertlicher Elephant im Porzellanladen bewegt sich Hauptdarsteller Tony Yaa durch verschiedene Szenarien, die ihn auf der Suche nach seinen entfuehrten Elephanten vor allerlei schwierige Aufgaben und noch schwerere Gegner stellen. Das auch jener neue Star am Actionhimmel besser kaempfen kann als schauspielern, das wissen auch seine Produzenten, Autoren und Regisseure, und so zeigen sie nicht nur ihm sondern auch dem Publikum gegenueber Erbarmen und belassen es beim Allernoetigsten - pruegeln statt diskutieren lautet die Devise. Zwischen den Zeilen zu lesen bedeutet bei diesen Filmen, sich fuer die Handlung zwischen den Actionszenen zu interessieren, die jedoch meist nur Mittel zum Zweck ist, und nicht mehr als ein wackeliges Geruest darstellt das bei der ersten kritischen Hinterfragung sofort in sich zusammenfallen wuerde.

Typisch fuer diese Filme ausserdem, das sich die Actionszenen bis zum Finale in ihrer Intensitaet aufsummieren, um dort dann in einer einzigen, ausufernd langen Kampfhandlung gegen das personifizierte Boese fuer ein letztes, gewaltiges Feuerwerk zu sorgen. Obwohl die finale Abrechnung in Tom yum goong durchaus beeindruckend ist, so findet man den vorlaufigen Hoehepunkt des Films aber schon nach ungefaehr einer guten Stunde, als Tony Yaa in einer minutenlangen Sequenz ohne sichtbaren Schnitt sich Etage fuer Etage durch das namensgebende Restaurant pruegelt, und das Ganze dann auch noch vom Ablauf her so aufbereitet ist wie in einem Computerspiel, inklusive dem obligatorischen Endgegner. Das zweite inszenatorische Highlight ist zweifellos das atmosphaerische Duell im wassergefluteten Buddhatempel. Danach jedoch wird es ermuedend, und bis zum grossen Finale hat man sich an den Aktionen weitgehend sattgesehen.

Schoen ist, dass sich Tom yum goong selbst nicht allzu ernst nehmen braucht um Eindruck zu schinden, sondern, ganz im Gegenteil, sich seiner Wirkung vollends bewusst scheint, deshalb aber keineswegs auf kleine selbstironische Einlagen verzichtet, wie z.B. dem zufaelligen Aufeinandertreffen zwischen Tony und einem Jackie Chan Double. Dafuer verzichtet er, vernuenftigerweise, auf peinliche Doppelzeitlupen wie in Ong-bak, oder auch das patriotische Fahnen- schwenken aus Born to Fight.

Auch dieser Film ist wahrlich kein Wunderwerk der Filmkunst, selbst wenn es der bislang beeindruckendste Vertreter einer Zunft ist, die bewusst mit Schein statt Sein punktet, und auch sonst eher naiv und pathetisch zu Werke geht, doch wird das Zertruemmern von Material, vornehmlich Knochen, nirgendwo sonst optisch derart ansprechend und aufregend zelebriert wie in den aktuellen Martial Arts Filmen aus Thailand.

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