26.3.07 - The Narrow Margin
Eher ungewöhnlich für einen Film Noir leitet The Narrow Margin nicht etwa mit einer pompösen Titelmelodie ein, sondern mit den Geräuschen eines fahrenden Zuges. Dieser ist zugleich Hauptschauplatz des Films, der ein beengendes und dadurch auch sehr reizvolles Setting für die folgenden 70 Minuten bietet, die man, ob ihrer inhaltlichen Fülle, dennoch als ein gutes Stück länger empfindet. Es sind sowohl die formalästhetischen Qualitäten, als auch das starke Drehbuch und die gewitzte Ausgangssituation, die den Film zu einem herausragenden Vertreter seiner Gattung machen: es bieten sich unheimlich viele Anlässe für spannungsgeladene Szenen, die fast immer ausgereizt wurden - vor allem die brilliant choreografierten Szenen zu Beginn in der Stadt, oder auch die agile Handkamera später im Zug (welche damals noch ein Novum darstellte), sind Beispiele für einen souveränen Umgang mit verschiedenen Filmtechniken. Durch den Verzicht auf eine verschachtelte Narration legt der Film ausserdem ein erstaunlich hohes Tempo vor, das er bis zum Schluss durchhält und auch kaum Verschnaufpausen zulässt. Doch abgesehen von komplexen Erzählperspektiven sind ansonsten alle relevanten Elementen des typischen Film Noir enthalten - der moralisch zerfressene Detektiv/Polizist, die skrupellosen Gangster, die Femme Fatale, die perfekte Austarierung zwischen physischer und psychischer Aktion, und natürlich auch die trickreichen Wendungen im Handlungsverlauf. Die einzige Schwäche des Drehbuchs ist vielleicht die etwas zu knapp geratene Charakterentwicklung, die vor allem gegen Ende hin übereilte und nicht immer ganz nachvollziehbare Reaktionen mit sich bringt. Ansonsten jedoch hat man es hier wirklich mit hervorragendem Spannungskino im Noir-Umfeld zu tun, von dem sich sogar Hitchcock noch ein Scheibchen hätte abschneiden können.