19.3.07 - Vanishing Point


Last American Hero

In fast jeder Einstellung von Vanishing Point schimmert der freiheitliche und rebellische Geist des neuen Hollywoods hindurch. Kowalski, der sowohl als Rennfahrer, aber auch als Soldat und Polizist tätig war, wird während seiner Flucht vor dem Gesetz zur Ikone einer Generation hochstilisiert, zum letzten amerikanischen Helden, der es satt hat einem System zu gehorchen, dessen moralische Korrumpierung er viel zu lange hingenommen hat. Es ist für ihn daher nicht nur ein Versuch die wahnwitzige Wette zu gewinnen, einen Dodge innerhalb von 15 Stunden von Denver nach San Francisco zu befördern, sondern vor allem auch eine Flucht vor der Vergangenheit, auf der Suche nach einer neuen Freiheit, die hier mit fantastischen Aufnahmen einsamer Highways, endloser Wüsten und wuchernder Steppen eingefangen wurde. Das Unrecht, dem Kowalski in seinem bisherigen Leben begegnete versucht er auf seiner rasanten Tour queer durch die Bundesstaaten umzukehren, indem er sich immer auch um seine Rivalen sorgt, die er zwar vehement, aber niemals rücksichtslos von der Strasse fegt. Seine Fluchtpunkte sind gesäumt von allerlei freiheitskämpferischer Randfiguren der Gesellschaft, deren Hilfe er für sein Weiterkommen dankend in Anspruch nimmt, und ebenso an sie zurückgibt. Sein Antrieb ist der des Autos, dem eigentlichen Hauptdarsteller des Films, dem doch wesentlich mehr abverlangt wird als seinem wortkargen Fahrer, dessen Droge nicht nur die Geschwindigkeit des Autos ist, sondern auch das Speed das er sich von den Motorradhippies besorgt - eine deutliche Reminiszenz an Easy Rider, der hier für einige solcher Szenen als Vorlage diente. Kowalskis Charakterisierung passiert vor allem durch diverse Rückblenden, die uns Bilder aus seiner weniger glücklichen Vergangheit vor Augen führen, und die seine eigentliche Motivation jedoch nur sehr unscharf wiederzugeben imstande sind. Sie wirken daher auch etwas fremd, da sie den konstanten Fluss des Films unterbrechen, und eine charakterliche Tiefe suggerieren die im weiteren Verlauf der Handlung nicht weiter von belang ist, und auch nicht weiter aufgegriffen wird. Die gesamte Geschichte wird zwar anhand einer einzigen grossen Rückblende erzählt, jedoch verleugnet die optimistische Einleitung ihr tatsächliches Ende, welches mit einer Konsequenz aufwartet, die man während der atemberaubend in Szene gesetzen Hetzjagd vielleicht schon vorausahnen konnte: für Kowalski gibt es kein Zurück mehr, koste es was es wolle.

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