28.2.07 - Stroszek


“Großes ungarisches Ehrenwort.”

Werner Herzogs Stroszek wirkt stellenweise wie das Komplement zu seiner Verfilmung von Kaspar Hauser, bei der Bruno S. ebenfalls die Hauptrolle spielt, und im Mittelpunkt einer tragischen Geschichte um den Verlust menschlicher Selbstbestimmung steht. Bei Kaspar fällt das freiheitliche Grundgerüst gleichermassen zusammen, als er von seinem Umfeld zwangsresozialisiert wird, wie in Stroszek, wo er anfänglich zwar aus dem Gefängnis entlassen wird, durch die gesellschaftlichen Barrieren, die sich in der vermeintlichen Freiheit vor ihm auftun, jedoch ähnlich eingeschränkt in seiner Handlungsfähigkeit erscheint. Der Unterschied ist, dass Stroszek im Gegensatz zu Kaspar seine Umgebung sehr wohl bewusst wahrnimmt, und auch seine persönliche Situation kritisch reflektiert, es aber nie zu seinem Vorteil nutzen kann, sondern sich stets dem Recht des Stärkeren beugen muss. Er flüchtet schliesslich nach Wisconsin USA, auf der Suche nach einem besseren Leben, und mit der grossen Hoffung den amerikanischen Traum zu verwirklichen. Diesen dekonsturiert Herzog jedoch nur wenig zögerlich, indem er ihn mit erdigen Farbtönen bebildert, eine hässliche Trucker-Romantik einfängt, und auch sonst eine ziemlich depremierende, ländlich ärmliche Infrastruktur zeichnet, aus der es psychisch ebenso wenig ein Entkommen zu geben scheint wie aus dem Gefängnis. Der Film ist gespickt mit bizarren, schmerzhaften Szenen, z.B. als Stroszek hilflos mitanschauen muss, wie sein erst kürzlich erworbenes Eigenheim innerhalb weniger Minuten an den Höchstbietenden versteigert wird, oder die Szene, als ihn seine Geliebte plötzlich kaltschnäuzig ablehnt als er sie in Flagranti beim Liebesspiel erwischt, dem tölpelhaften Banküberfall bei dem er seinen einzigen echten Freund verliert, oder dem verstörenden Finale, das trotz des nur schwer zugänglichen Charakters von Stroszek, melancholisch traurige Gefühle hervorruft.

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