15.8.05 - Ausser Atem
Jean-Luc Godards Debut kann anhand 3 markanter Eckpfeiler charakterisiert werden. Erstens trug es seinen ganz persoenlichen Teil dazu bei die neue Kinobewegung der ‘Novuelle Vague’ mitzubegruenden, ausserdem verhalf es Jean-Paul Belmondo zum Auftakt einer ruhmreichen Karriere, und zuguterletzt wurde der Jump-Cut als Stilmittel entdeckt - ein sprunghafter Bilduebergang der die Regeln der Kontinuitaet bricht, wenn z.B. eine Person innerhalb eines einzigen Schnitts ploetzlich auf der anderen Seite des Raumes steht oder eine voellig andere Koerperhaltung eingenommen hat, oft unterstuetzt von einem Satz oder Dialog der sich davon nicht weiter beirren laesst, und somit dem Zuschauer zwar optisch ein Zeitsprung vorgegaukelt wird der aber eigentlich gar nicht stattfindet. Einige von diesen mehr oder weniger gewollten Jump-Cuts sind in Ausser Atem zu finden, meistens dann auch bei Dialogszenen die dadurch recht unruhig und nervoes wirken. Die Idee dazu wurde aus einer Not heraus geboren, da der urspruengliche Film mit ueber 3 Stunden viel zu lang war und Godard kuerzen wollte ohne Essentielles von der Handlung wegzulassen. Davon mal abgesehen gibt es aber auch noch weitere Szenen in denen er ganz offensichtlich mit dem Publikum spielt - ganz am Anfang als Michael eine Frage direkt in die Kamera respektive an uns richtet, und in einer Szene in Paris als er mit Patricia die Strasse entlang spaziert und sich die vorbeigehenden Passanten neugierig nach der Kamera umdrehen, dadurch wird natuerlich eine gewisse Distanzerhaltung zwischen Objekt und Betrachter spuerbar. Die Dialoge dagegen wirken oft sehr frei und ziellos, wie ueberhaupt ein Grossteil des Films von dieser Unbeschwertheit zehrt, ein Eindruck der vor allem durch die relativ freischwebenden Charaktere noch unterstrichen wird. Alles in allem wuerde ich von einer gewoehnungsbeduertigen Seherfahrung sprechen, nicht zuletzt wegen Godards eben doch recht eigenwilliger Art diese Geschichte zu erzaehlen.