15.11.05 - Izo
Izo - die Inkarnation des Irrationalen. Ein hoffnungslos umherirrender Geist auf der Suche nach Rache, Seelenheil, und Antworten. Antworten die er von den Menschen denen er begegnet nicht erhaelt. Stattdessen stellen sie ihm Fragen, z.B. nach dem Grund seiner erbarmungslosen Blutruenstigkeit. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt ihm oft nicht, da er seine Gegenueber meist in Windeseile in Stuecke schneidet. Durch sein ruecksichtsloses Vorgehen haelt er ihnen jedoch den Spiegel vor, und damit ist der Film auch schon an einem Punkt angelangt bei dem das Intro mit seinen archivarischen Kriegszenen ploetzlich einen Sinn ergibt. Izo ist eine Metapher auf die Existenz der Menscheit, deren Geschichte beinahe ausschliesslich durch Kriege bestimmt wird - und dadurch unweigerlich mit der Tatsache verknuepft ist irrationales Handeln hervorzubringen. Selbst vor den Kindern machen unsere Kriegsapparate, wie auch Izo, irgendwann keinen halt mehr. Jegliche bis zu diesem Zeitpunkt muehsam zusammengeflickte Daemme der Moral brechen ploetzlich in sich zusammen. Es ist die traurigste Szene des Films, und trauriger Hoehepunkt einer gesellschaftlichen Entwicklung, einer Metamorphose des Menschen zur Bestie. Zu einem Daemon. Izo ist Racheengel und Buesser seiner Suenden zugleich, denn die Schmerzen die er seinen Opfern zufuegt, fuegt er auch sich selbst zu. Er wird dadurch zu einer Erloeserfigur die nur noch darauf wartet dass die Menschen endlich begreifen was sie mit sich anstellen, und er durch Reinkarnation schliesslich seinen langersehnten Seelenfrieden finden kann. Inhaltliche und inszenatorische Parallelen sind sowohl bei Jim Jarmuschs Dead Man, als auch bei Enzo Castarellis Keoma auszumachen. In allen drei Filmen begleiten wir bereits Totgeweihte auf ihrer endlosen Suche nach ewiger Ruhe. Hinzu kommt ausserdem, dass durch den Gitarrenspieler, der Izos Reise immer wieder mit seinen Liedern begleitet, ein stimmiges Aequivalent zu Neill Youngs faszinierendem Sound und dem erzaehlerischen Gesang bei Keoma auftaucht. Fuer einen finanziell eher schwaecheren Film, wie bei Miike leider so ueblich, macht Izo dennoch eine ganz hervorragende Figur. Die zahlreichen Kulissen sind effektiv gestaltet und ausnahmslos schoen modelliert, nur leider trueben einige haessliche computergenerierte Effekte gegen Ende des Films das ansonsten sehr runde Gesamtbild und die makellose Aesthetik der Bilder. Auch die Kameraarbeit wirkt selten schludrig, sondern sehr durchdacht und ungewohnt praezise. Miike ist ausserdem dazu gewillt Zeit und Raum aufzuloesen, indem er radikale Perspektivenwechsel einbaut oder, ohne grosse Vorwarnungen, sowohl Schauplaetze als auch Epochen wechselt. Izo ist vielleicht nicht das bis ins allerletzte Detail ausgefeilte Meisterwerk, dafuer wiederholt er sich einfach zu gerne und zu oft, aber er ist verdammt nahe dran. Ein poetisch wundervolles und philosophisch tiefgruendiges Samurai-Zeitreise-Splatterdrama.