9.12.05 - El Topo
Nirgendwo sonst findet sich Beliebigkeit und Willkuer, soziale Abgrenzung, Gewalthoheit und Selbstjustiz in derart geballter Form wie im Western wieder. Alejandro Jodorowskys El Topo bildet da keine Ausnahme, doch darueber hinaus setzt er diese damaligen gesellschaftlichen Funktionsmechanismen in einen greifbaren Kontext mit der Gegenwart, und stellt zugleich die Bedeutung, den Sinn und Unsinn des Lebenszyklus und der Wiederauferstehung auf eine harte Probe. Eine derart degenerierte Gesellschaftsordnung, wie sie hier immer wieder zur Schau gestellt wird, scheint schnell konstruiert, nur wie sich diese wieder einstuerzen laesst ist eine der Fragen die hier aufgeworfen werden. El Topo findet zwar einen Weg, doch zunaechst muss er einen Zirkus der Absurditaeten durchleben, auf der Suche nach einem Gott den es fuer ihn nicht gibt. Und als er schliesslich realisiert dass er seine Gegner zwar toeten kann, daran aber keine Befriedigung findet, scheint es fuer ihn an der Zeit nach seiner wahren Bestimmung zu suchen. Einerseits sehen die Bilder aus wie mit Pastellfarben gemalt, andererseits koennten sie aber auch genausogut den lebendig gewordenen Squenzen eines Alptraums entstammen. Sichtlich ueberzeichnet sind sie jedenfalls und erhalten dadurch einen starken Hang zum Surrealismus, beguenstigt auch durch einen entsprechend wagemutigen Schnitt. Die Kroenung des Ganzen duerfte jedoch der Soundtrack sein, der wie bei den Filmen von Sergio Leone kaum wegzudenken ist wenn man sich dessen soghafte Wirkung im Zusammenspiel mit den Bildern verinnerlicht. El Topos Leidensgeschichte loest sich zwar in eine Form des Wohlgefallens auf, aber der Weg dorthin ist steinig und von Blut getraenkt, ganz so wie man es vom wilden Westen eigentlich gewohnt ist.