3.1.06 - A History of Violence
David Cronenberg verlaesst seit ‘Spider’ nun schon zum zweiten mal seine ausgetretenen Pfade um mit A History of Violence das Potrait eines Mannes zu verfilmen, der nicht das ist, was er vorgibt zu sein. Wie in Jacques Torneurs ‘Out of the Past’ wird auch in A History of Violence eine Person von ihrer duesteren Vergangenheit eingeholt und mit schwerwiegenden Konsequenzen konfrontiert. Auch hier werden Leib und Seele bedroht, aber nicht etwa anhand Cronenbergs gewohnt luesternen und ausufernden Darstellungen, sondern mittels eruptiven und schonungslosen Gewaltausbruechen. Es dreht sich fortlaufend alles um die Auswirkungen dieser Gewalt. Auch wenn sie zunaechst etwas ueberfluessig wirken mag, ist die knappe Nebenhandlung mit dem Sohn und dessen Peiniger essentiell um die Grundidee des Films voranzutreiben. Da hier sowohl aeussere als auch innere Einfluesse die Institution der Familie bedrohen, wenn Gewalt zu einer Selbstverstaendlichkeit heranwaechst, wenn es gilt sich selbst und seinen Naechsten vor diesen negativen Einfluessen zu schuetzen auch wenn es den Identitaetsverlust oder gar eine Neufindung bedeutet, dann wird sogar der pazifistische Sohn zum unbarmherzigen Rachengel. Und auch der Sex, dem einzigen Zusammenhalt der nach Toms Offenbarung noch uebrig geblieben scheint, wirkt nur noch wenig leidenschaftlich sondern rau und schmerzvoll, koerperlich wie psychisch (wie man anhand der Einstellung beobachten kann als seine Frau alleine und wie von der Aussenwelt isoliert in ihrem Zimmer sitzt, mit dem Ruecken zu uns gewandt und von deutlich sichtbaren Malen uebersaet). Dennoch gilt die koerperliche Naehe in dieser Krisensituation als Demonstration des Zusammenhalts und der unweigerlichen Zusammengehoerigkeit. Cronenbergs aufpoliertes Gewaltmelodram funktioniert soweit also bestens, doch sobald seine Hauptfigur in die Vergangenheit reist um endgueltig damit abzuschliessen geraet sein bis dahin formal wie dramaturgisch souveraenes Konstrukt leider ins straucheln. Die muehsam erarbeitete Anspannung ist wie weggefegt, und seine Gegenueber koennen nun auch kaum mehr durch gutes Schauspiel geschweige denn durch relevante Vertiefungen ihres Handelns ueberzeugen. Von Vorteil erscheint daher seine relativ kurze Laufzeit und mit ihr das schnelle Draengen auf ein Ende, und auch das Schlussbild fuegt sich dann wieder nahtlos in den eigentlichen Kontext mit ein. Grund genug um den Film nicht gleich verblassen zu lassen, sondern ihn lieber noch ein wenig in ungemuetlicher Erinnerung zu behalten.