25.1.07 - Fascination

Fascination beginnt mit der Beobachtung eines bizarren Rituals - gut betuchte Buerger treffen sich im Schlachthaus um Ochsenblut zu trinken, als angeblich wirksame Therapie gegen Blutarmmut. Regisseur Jean Rollin gilt als Meister des sinnlichen Vampirfilms, und mit dieser etwas befremdlichen Szenerie deutet er zwar bereits auf sein Lieblingsthema hin, wechselt daraufhin aber zunaechst den Schauplatz, und begleitet einen Dieb bei der Suche nach Zuflucht auf einem verlassenen Schloss. Erst viel spaeter naemlich erfahrt man von den Folgen dieses anfaenglichen Rituals, welches die eigentlich sehr nuechterne aber auch sehr eigenwillige Erklaerung von Rollin fuer den Vampirismus ist, der sich nach Ankunft des Diebes im Schloss abzuspielen droht. Das Wort Vampir als solches taucht dagegen ueberhaupt nie auf, so wie es auch keinen klassischen Jaeger derselbigen gibt, sondern nur Taeter und Opfer, die geschlechtlich auch noch strikt voneinander getrennt sind - die Frauen sind luesterne Verfuehrer, deren Blutdurst keinem zwanghaften Ueberlebenstrieb gehorcht, sondern sich als dekadente, aristokratische Freizeitbeschaeftigung entpuppt die im Mittelpunkt eines Spiels um Kontrolle und Macht steht. Fascination wirkt wie eine Abstraktion des klassischen Vampirfilms, da er die typischen Merkmale des Genres unter den Tisch kehrt und nur ansatzweise wieder aufblitzen laesst, und eine seltsam realistische Vampirwelt zeigt die sich ueber erotische Reize erschliesst, und nicht zuletzt mit einem hoechst ungewoehnlichen Erzaehlrhythmus belegt wurde.

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