26.7.08 - Faust - Eine deutsche Volkssage
Filmreihe F. W. Murnau (#3):
Die im Jahre 1997 restaurierte Fassung, welche damals für den deutschen Markt vorgesehen war, dauert knapp 2 Stunden und ist wohl auch die Version die Murnaus künstlerischer Vision am nächsten kommt (man weiss inzwischen ja dass ingesamt fünf verschiedene Versionen, mit teilweise gravierenden Längen- und Einstellungsunterschieden, existieren - stets basierend auf den zwei Basis-Negativen, der Deutschen und der Exportversion - damals wurden Filme oft mit zwei Kameras gleichzeitig abgefilmt um dem Verschleiss des Filmmaterials zu entgegnen, was wiederum dazu führte dass das Bild meist einen etwas anderen Ausschnitt zeigte, und die Export-Versionen der Filme teilweise auch etwas weniger sorgfältig geschnitten wurden).
Faust gliedert sich im wesentlichen in zwei Akte. Die erste Hälfte handelt von der Verführung Faust’s durch Mephisto, während sich die Zweite dem Liebesbündnis zwischen Faust und Gretchen widmet. Ganz besonders der erste Abschnitt von Faust ist ein mustergültiges Beispiel für deutsche expressionistische Filmkunst - rasant, emotional, dynamisch und mit für damalige Verhältnisse sensationellen Trickeffekten versehen zauberte Murnau ein bildgewaltiges, düsteres Epos auf die Leinwand dem man nur mit höchsten Respekt entgegen kann. Anhand von mitreissenden muskalischen Arrengements, sorgfältig konstruierten Kulissen und symbolisch aufgeladenen Bildern gelang ihm eine überaus faszinierende Interpretation der alten Volkssage, die zu diesem Zeitpunkt bereits mehrfach verfilmt wurde, aber wohl nur selten derart eindringlich ausfiel. Der zweite Akt ist dramaturgisch und inszenatorisch dann zwar nicht mehr ganz so ausgefeilt, und auch das Ende, mit seiner doch eher banalen Auflösung der Geschichte, wird der inhaltlichen und ästhetischen Komplexität des ersten Aktes nur bedingt gerecht, dennoch verfehlt der Film seine soghafte Wirkung nicht. Ein in jeder Hinsicht wegweisender Meilenstein der Filmgeschichte.