27.6.08 - The Grand

Der andauernde Poker-Boom hält so langsam aber sicher auch in der Filmwelt Einzug - letztes Jahr mit Lucky You, einem feinfühligen Spieler- bzw. Vater-Sohn-Drama mit Eric Bana und Robert Duvall, welches sich rund um die World Series of Poker drehte, und mit The Grand nun die ironische Überspitzung des Poker-Booms, aus der Feder von Zak Penn. The Grand ist seine zweite Regie-Arbeit nach der Werner Herzog Mockumentary Incident at Loch Ness, den er auch hier wieder mit an Bord genommen hat (in einer ziemlich schrägen Rolle als “The German”, einem deutschen Pokerprofi der seinen innere Unruhe nur durch das tägliche Töten eines Kleintieres im Zaum halten kann). Im Vergleich zu Lucky You ist the Grand zwar ähnlich detailverliebt und authentisch (auch hier tauchen Poker-Grössen wie Doyle Brunson, Daniel Negreanu oder Phil Hellmuth auf, sowie auch die Kulissen und Spielszenen von solider Recherche zeugen), doch betrachtet er im Gegensatz zum klassischen erzählorientierten Lucky You den Poker-Trend eher von einer humorvollen, und spielerisch dokumentarischen Perspektive. Mit Hilfe von sechs verschiedenen Charakteren, die peu a peu vorgestellt werden, hangelt sich der Film an den klassischen Archetypen des Poker-Spiels entlang, indem er diese manchmal etwas zäh und mühsam, mal aber auch enorm treffsicher und süffisant karikiert: der Mathematiker, der Internetamateuer, der ausgediente Veteran, die ehrgeizige Frau… kein Typus entkommt Penns comichaften Satire. Dass er die Figuren aber nicht zur reinen Lachnummer stilisiert, sondern ihnen auch ernstzunehmende Probleme und Charakterzüge andichtet, macht den Film durchaus sympathisch. Der grosse Wurf ist ihm damit dennoch nicht gelungen - der Mockumentary-Ansatz, den er auch hier ansatzweise verfolgt, funktioniert nicht immer, auch der der Film vielleicht ein Tick zu lang ist und der Humor auch nicht immer ankommt, erst recht nicht wenn man als Aussenstehender mit dem Poker-Circuit nicht wirklich vertraut ist. Viele Anspielungen gehen dadurch bereits im Ansatz verloren. Doch abgesehen davon ist ihm mit The Grand ein kleiner, netter Film gelungen, der ähnlich wie Incident at Loch Ness sicherlich nicht das grosse Publikum erreichen, aber durchaus seine Freunde finden wird. Ein gut aufgelegter Woody Harrelson und ein paar schöne Songs aus der kreativ-Abteilung des Brian Jonestown Massacre runden die schicksalhafte Parabel um Glück und Können im Spiel ab.

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