22.12.07 - 3:10 to Yuma

Die unzählbaren vielen und aufgesetzten Richtungswechsel in diesem Remake eines Western-Klassikers hinterlassen einen äusserst fahlen Nachgeschmack, mehr noch aber die überaus fragwürdigen moralischen Vorstellungen die der Film zur Schau stellt: zum einen ist da der Bösewicht Wade, der eigentlich gar nicht so böse ist wie er immer tut, sondern eigentlich sogar ziemlich angewiedert von seinem Lebensstil und seiner ihm stets loyal untergebenen Horde ist, und sich zum Schluss hin dann auch noch selbst ausliefert um dem grimmigen Farmer Dan Evans, der seit dem Bürgerkrieg mit einem Holzfuss demütig durch die Welt hinkt, einen Gefallen zu tun, damit dieser seinem Sohn endlich mal beweisen kann was für ein Haudegen er noch immer ist, koste es was es wolle, nicht zuletzt (früh vorauszusehen wenn man das überaus platte dramaturgische Konzept des Films durchschaut hat), natürlich sein Leben - in einem einzigen, symbolisch völlig überfrachteten Kraftakt. Doch zum Glück ist sein Sohn ja rechtzeitig zur Stelle um dieser Tragödie beizuwohnen um fortan die frohe Kunde verbreiten zu können, was für ein Held sein Vater doch war. Überhaupt ist der Sohn wiederum ein leuchtendes Vorbild für seinen Vater - er lässt sich im Gegensatz zu ihm nämlich nichts gefallen, tritt stets mutig und entschlossen auf, und scheint auch immer zur rechten Zeit am rechten Ort um den Karren für seinen Alten aus dem Dreck zu ziehen, und, um die absurde menage-a-trois zu komplettieren, wiederum tief beeindruckt ist von Wade, dem Mann mit den Prinzipien die er bei seinem Vater lange Zeit angezweifelt hat. Es ist ein Jammer dass ein Film mit solchem Potential derart durchfällt bei der Konstruktion seiner Figurenkonstellation und seines dramaturgischen Konzepts. 3:10 to Yuma gibt sich zwar in jeder Hinsicht klassisch, doch zwingt er seinen Figuren in moralische Ambivalenzen auf die ihn weder besonders glaubhaft erscheinen lassen, noch den Genre etwas neues abgewinnen können, sondern ganz im Gegenteil, reichlich aufgesetzt und anachronistisch wirken. So sind die Schiessereien zwar zahlreich und blutig, aber nur selten wirken sie so als dass sie wirklich dort hingehören, mal ganz davon abgesehen dass die Actionszenen schematisch ähnlich nüchtern durchkonstruiert und vorhersehbar sind wie die Figurenkonstellation, und dadurch auch an akuter Spannungsarrmut leiden. Es ist ein Film der an seiner Ambition scheitert, klassisches Kino mit modernen Erzählweisen zu kombinieren: so ausgebufft die Idee in der Theorie vielleicht sein mag, so ärgerlich ist ihre praktische Umsetzung.

5 Reaktionen zu “22.12.07 - 3:10 to Yuma”

  1. Rakete

    Kommt hier noch was, würde mich interessieren? Habe ihn lustigerweise am selben Tag angeschaut…

  2. marc

    kommt “bald” ;)
    aber soviel mal vorneweg: ich war enttäuscht

  3. Ben

    Ach Du bist doch ‘n oller Meckerkopp.. ;)

  4. Rakete

    Genau. Dir kann man es ja auch nie recht machen ;)

  5. marc

    ich differenziere doch nur zwischen guten und schlechten filmen, und yuma ist definitiv einer der schlechten. schönrederei könnt ihr woanders suchen ;)

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