7.12.07 - Halloween


“What we’ve got here is failure to communicate.”

In weniger als 5 Minuten demaskiert Rob Zombie die Figur von Michael Meyers, und nur knapp 10 Minuten dauert es, bis das berühmte Halloween-Thema von John Carpenter angespielt wird. Ein respektloser Stilbruch? Eine ehrfürchtige Hommage? Es fällt schwer hinter die Fassade dieses Films zu blicken und die Intention zu greifen die dahinter stecken muss, einen Film wie Halloween unter anderen Gesichtspunkten neu aufzulegen. Einerseits hält sich Zombie fast schon sklavisch an die Vorlage, andererseits dichtet er ihr aber auch einiges hinzu: so z.B. der detailierte Rückblick auf die missratene Kindheit Michaels der er sogleich ein ganzes Kapitel zu Anfang widmet. Dabei sehen wir eine klischeehaft überzeichnete, fast schon comichaft groteske White Trash Familie, deren Umfeld der Ursprung allen Übels zu sein scheint - doch obwohl uns Zombie diese vermeintliche Lösung geradezu auf dem Präsentierteller serviert, bleibt die wahre Ursache für Michaels gewaltätige Natur auch hier im Düsteren, was natürlich die Frage aufwirft inwiefern dieses Kapitel vonnöten war, denn in das Gesicht eines kleinen unschuldigen Jungen hat man nämlich auch schon im Original, wenn auch nur für einen kurzen Moment, sehen können. Doch gerade in diesen ersten Minuten zeigt sich der Film von seiner stärkeren, weil individuelleren Seite, und kann dort auch mit einer der erinnerungswürdigeren Szenen aufwarten: als Michael in der Halloween-Nacht Ablehnung von seiner gesamten Familie erfährt als keiner mit ihm auf die Strasse gehen möchte, setzt er sich depremiert auf den Rand des Bordsteins während im Hintergrund die spielenden Kinder vorbeiziehen und “Love Hurts” von Nazareth ertönt. Es ist vielleicht der einzige Moment im gesamten Film, der alle Zweifel für einen Moment beiseite schiebt und Michael als verwundbares, gebrechliches und sich nach Liebe und Geborgenheit sehnendes, ganz normales Kind zeigt. Ansonsten scheint sich Zombie aber mehr auf Carpenter als auch sich selbst zu verlassen, mit fatalen Folgen für den Rest des Films, der dann plötzlich nur noch wie ein herunterspulen von Carpenters Szenenabfolge wirkt, mit einigen Modifikationen zwar, die ihm jedoch eher schlecht als recht zu Gesicht stehen: so ist z.B. Michael als Erwachsener (ein mind. zwei Meter grosser Hühne mit Wrestler-Figur) viel zu präsent, mehr eine offensichtliche Bedrohnung als ein ominpräsenter Schatten, viel zu sehr Monster als Mythos, oder auch aufgesetzte Szenen die dem minimalistischen Konzept des Originals zuwieder laufen, wie z.B. die Ermordung von Ken Foree auf dem Klo einer Tankstelle, der zwar den Bodycount nach oben schraubt, ohne jedoch irgendeine Bedeutung für den weiteren Handlungsverlauf verzeichnen zu können. So ist der Film letztendlich satte 30 Minuten länger als das Original (es vergehen allein schon über 50 Minuten bis der Film an die Stelle gelangt ist an der das Original erst einsteigt), doch was hat es gebracht? die allgegenwärtige Bedrohung wurde dadurch höchstens verwässert, die Gestalt Myers weitgehend entzaubert und bloss gestellt, und so büsst das Remake vieles ein was das Original zu einem der herausragenden Filme seines Genres machte. Zombies Halloween ist ausschweifender, brutaler und expliziter, dadurch aber keineswegs effektiver, intelligenter oder gruseliger. Wo die beiden bisherigen Filme Zombies trotz unzähliger Genre-Verneigungen noch mit viel Individualität, Eigenständigkeit und Kreativität glänzen konnten, wirkt sein Halloween wie ein erstes Einknicken und Zugeständnis an den amerikanischen Mainstreamhorror und dessen Zwang, immer noch etwas mehr zeigen zu müssen.

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