30.11.07 - The Battle of Algiers
The Battle of Algiers wirkt vor allem durch seine ungeschönten, authentischen schwarz/weiss Bilder und die enervierenden Musikstücke von Ennio Morricone. Der Film behandelt ein düsteres Kapitel der Kolonialgeschichte Frankreichs: die (Gewalt-)Herrschaft über Algerien. Obwohl sich der Film dabei sichtlich um eine möglichst neutrale Sicht- und Denkweise bemüht, kann er sich des Vorwurfs einer gewichteten Darstellung dennoch nicht ganz erwehren. Zwar werden die Gewaltakte der verfeindeten Parteien im ständigen Wechsel abgehandelt, dennoch wirkt es fast so als findet stets eine (wenn auch ziemlich subtile) Sympathisierung mit den Freiheitskämpfern statt. Dieser Eindruck bestätigt sich vor allem auf formaler Ebene: während die Polizisten ohne eine besonders berührende Stilisierung auf offener Strasse kaltblütig erschossen werden, so ist z.B. die Szene, in der die Polizei ein Wohnhaus in die Luft sprengt und zahlreiche Kinderleichen daraus geborgen werden, durch den Einsatz von langen Einstellungen und dramatischer Musik emotional deutlich überhöht dargestellt. Ähnlich verhält es sich mit den Anschlägen auf Bars, Tanzlokale und Flughafen - zwar werden auch hier Unschuldige Opfer gewissenloser terroristischer Akte, doch steht deren Inszenierung in keinem ausgewogenen Verhältnis bspw. zu den brutalen Verhör- bzw. Folterszenen der Franzosen. Den Vorwurf des Ungleichgewichts muss sich der Film also wohl oder übel gefallen lassen, ob er nun so intendiert war oder nicht, und er wird mitunter sogar noch dadurch verstärkt, als die letzten verbliebenen Freiheitskämpfer mitsamt Kindern einen moralisch fragwürdigen Opfertod sterben, und im Abspann die erkämpfte Unabhängigkeit Algeriens im Jahre 1962 das finale Statement bildet. Doch abgesehen von diesen vielleicht etwas allzu spitzfindigen Beobachtungen verfehlt der Film seine Wirkung nicht: Terrorismus und Unterdrückung werden zu keiner Zeit verherrlicht oder verharmlost, sondern mit eindringlichen Bildern unterlegt und anprangert. Der Film zeigt eine Spirale der Gewalt die auf unfairen Racheakten gründet, und stellt gerade deshalb nicht nur eine diffizile filmische wie moralische Gratwanderung, sondern nicht zuletzt auch ein mutiges Plädoyer für das Grundrecht des Menschen auf Freiheit dar.