8.11.07 - American Gangster
American Gangster zeigt und erzählt nichts, was man nicht schon aus zahlreichen anderen Filmen dieses Genres zu genüge kennen würde. Entsprechend abgedroschen wirken dann auch die Rückblenden, die brutalen Gewaltakte, Aufnahmen düsterer Strassenschluchten, glamuröse Familienfeiern, oder auch so kleine Dinge wie Bobby Womacks Song “Across 110th Street”, der bei Tarantinos Blaxplotation-Hommage Jackie Brown ja wie die Faust aufs Auge passte, hier aber dann doch recht erzwungen wirkt. Entsprechend stereotyp ist auch die Rollenverteilung und die Charakterisierung der beiden Hauptfiguren. Der eine, Gangster aus Leidenschaft, der beim Dealen mit dem weissen Gold vor allem auf Ehrlichkeit setzt, der andere, Cop aus Leidenschaft, der ebenfalls eine weisse Weste vorweisen kann, und der einzige Cop weit und breit zu sein scheint der nicht ausschliesslich egoistisch denkt und handelt. Jäger und Gejagter sind also mit denselben Prinzipien ausgestattet, und man ahnt bereits dass es auf eine Konfrontation hinausläuft bei der zwei, die eigentlich aus dem völlig gegenteiligen Spektrum kommen, einen gemeinsamen Nenner finden werden. Dieser Nenner definiert sich u.a. durch den Faktor Familie (der Bösewicht der seine Grossfamilie umsorgt, der Polizist der im Sorgerechtsstreit mit seiner Frau um den Zusammenhalt der Familie kämpft) über den sie auch letztendlich zusammenfinden, und am Ende sogar noch gemeinsame Sache machen indem man mit vereinten Kräften gegen das korrupte Polizeisystem, das hier augenscheinlich sogar noch zur grösseren Gefahr als die Gangster hochstilisiert wird, kämpft. Fragwürdig? durchaus. Trotz einer für solche Ganster-Epen typische Lauflänge von 2,5 Stunden ist American Gangster dennoch recht unterhaltsam und kurzweilig erzählt. Dabei kommen ihm vor allem die formalen Stärken und der angenehme Erzählrhythmus von Ridley Scott zugute, weniger dagegen einige der Schauspieler: Crowe und Washington beweisen einmal mehr dass sie weit überschätzt sind, und so sind es vor allem die Nebenrollen die dem Film etwas mehr Farbe und Würze verleihen - so z.B. der grossartige John Polito aus Millers Crossing mit einem (leider viel zu kurzen) Auftritt, oder auch Armand Assante, der hier einen ganz formidablen Mafioso mitsamt italo-amerikanischem Akzent und Pate-Gestik abgibt. Zu meiner Überraschung hatte hier auch Nicholas Pileggi seine Finger im Spiel, seines Zeichens Autor von “Wise Guy”, der Romanvorlage von Goodfellas, bei dem er, wie auch bei Casino, am Script mitgewirkt hat. Hier hat man sich also einen echten Mob-Spezialisten mit an Bord geholt, der in den Credits aber ledliglich als Executive Producer auftaucht, womit es natürlich fraglich ist, wie gross hier überhaupt sein Einfluss war: da sich die Vergleiche zu Goodfellas und Casino aber nicht selten aufdrängen, kann man davon ausgehen dass hier so manche Idee aus Scorseses Filmen einfach zweitverwertet wurde. Doch gerade das Drehbuch ist die Schwachstelle des Films: der Konflikt der Figuren teilweise fragwürdig und erstaunlich flach, zudem ist, neben der Tatsache, dass es sich um einen schwarzen Gangster handelt, das einzige Alleinstellungsmerkmal was ihn von anderen Filmen seiner Gattung unterscheidet die zeitgeschichtliche Veortung, die aber derart penetrant in den Vordergrund gestellt wird, indem z.B. in fast jeder zweiten Einstellung ein TV zu sehen ist über den Bilder aus dem Vietnamkrieg flimmern, dass es schon wieder negativ aufstösst. Ingesamt ist American Gangster also ein Film der sich zwar durchaus an den richtigen Vorbildern bedient, dadurch aber auch reichlich uninspiriert und nur wenig eigenständig daherkommt.