11.11.06 - The Proposition


“In the end… justice will be done.”

Nick Cave, der ja eigentlich eher fuer seine sanften Toene bekannt ist, hat mit mit dem Drehbuch zu The Proposition die erstaunlich nihilistische Vorlage eines neuzeitlichen Westerns geschrieben. Die sanfte Kinderstimme die anfangs zu hoeren ist kann auch nur fuer einen kurzen Moment darueber hinwegtaeuschen mit welcher Brutaliaet und Erbarmungslosigkeit in den naechsten knapp hundert Minuten zu rechnen ist - nahtlos folgen chaotische Bilder einer Schiesserei, die gewaltsame Stuermung eines Hauses, und wie man nur kurz darauf erfaehrt, handelt es sich bei den Fluechtigen um drei Brueder die wegen Vergewaltigung und Mordes gesucht werden und sich nun gegenseitig ans Messer liefern sollen.

Urheber dieses unmoralischen Angebotes ist der angeheuerte Captain Stanley, der sich geschworen hat seine Aufgabe ueberaus ernst zu nehmen und den gesamten Landstrich nach dem Motto “I will civilize this land” von allem Uebel radikal zu saeubern. Er ist zugleich auch der dominierende Charakter des Films, nicht nur da die meiste Zeit der Handlung auf ihn “verschwendet” wird, sondern da auch die Beziehung zu seiner Frau, einer feinen englischen Lady die in diesem Moloch am Ende der Welt voellig Fehl am Platz wirkt indem sie als letzte Bastion von Sitte und Moral auftritt, fuer aussergewohenliche Spannungen und unruhige Momente, aber auch fuer die besonders nachdenkliche Szenen und extreme Kontraste sorgt. Doch hier beluegt sich der Film selbst ein wenig, da er zwar stets den Anschein erregt dass er den Konflikt zwischen den Bruedern als eigentlichen roten Faden der Handlung weiterspinnt, er die erzaehlerischen Schwaechen diesbezueglich jedoch nur unschwer verbergen kann, auch wenn die fantastischen, meditativen Aufnahmen des australischen Outbacks darueber hinwegzutaeuschen versuchen. Doch es bleibt leider bei einer oberflaechlichen Auseinandersetzung mit dem Bruderkonflikt, der sich meist in philosophisch angehauchten Dialogen versandet und massiv verschenktes Potential offenbart.

In Sachen Gewaltaesthetik reiht sich The Proposition irgendwo zwischen die alte Schule von Peckinpah und der neuen wie in Rob Zombies “The Devil’s Rejects”, dessen starkes Familienthema er bis zu einem gewissen Grad sogar mit ihm teilt, durch die fehlende Komik und Ueberkarikierung der Figuren jedoch noch viel weniger Identifikationsflaeche und Ansatzpunkte fuer Sympathien bietet als die Familie Firefly. Das macht ihn nicht nur zu einem schwer verdaulichen, manchmal beinahe unertraeglichen fiesen und zermuerbenden Film, sondern auch zu einer erdrueckenden Ballade der Gewalt, die mit dem kathartischen Finale schliesslich doch noch den konsequenten Abschluss findet, und zu den sanften Toenen Nick Cave’s wiederum mehr als truegerisch ausklingt.

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