24.6.05 - Ms. 45

Welch Ironie des Schicksals dass Thana in der Modemanufaktur mit einem Buegeleisen arbeiten muss, dem Geraet dass sie in ihrem eigenen Haushalt als Waffe missbraucht hat um sich gegen ihren Angreifer zu wehren. Was zunaechst aus reiner Notwehr heraus geschieht entwickelt sich jedoch schnell zu einem zwanghaften Trieb, zu einer Lust Maenner zu toeten die ihr oder anderen Frauen zu nahe kommen. Zunaechst sehen wir sie aber in Hilflosigkeit, Scham, und dem verzweifelten Versuch der Verdraengung, ohne eine reelle Chance ihr Leben auf gewohnte Art und Weise weiterzufuehren. Und obwohl bald wieder die Geraeusche von der Strasse durch ihre Fenster dringen wirkt sie wie von der Aussenwelt isoliert, beinahe ausdrucks- und handlungsunfaehig, ganz im Gegensatz zu ihren Arbeitskolleginnen die kein Blatt vor den Mund nehmen und die Maenner entschlossen in ihre Schranken verweisen. Da sich der erste Taeter durch ein Wiedersehen verabschiedet hat fuehlt sie sich staendig von ihm verfolgt. Die taegliche Routine wird dadurch voellig gehemmt, denn ueberall spuert sie gierige Blicke und Finger auf ihrem Koerper. Ihr Antrieb zu toeten liegt wohl auch darin begruendet dass sie hinter der natuerlichen Fassade eines jeden Mannes dem sie begegnet in das Gesicht eines potentiellen Taeters blickt. Vom schuechternen und introvertierten jungen Ding zum blass geschminkten Racheengel mit knallrotem Kussmund und Cape ist eine klassische Metamorphose zur Femme Fatale wie wir sie aus dem Film Noir kennen. Als sich Thana in einer verregneten Nacht sogar freiwillig in das Auto eines reichen Geschaeftsmannes setzt und sich eine Zigarette anzuendet scheint diese Wandlung vollendet. Ihr Motiv ist die Lust, und es reichen ihr nun sogar schon die kleinsten Gesten oder Bemerkungen um ihr naechstes Opfer zu bestimmen. Rot wird zum Mittelpunkt eines jeden Akts, sei es die Ampel, die Telefonzelle oder ein Leintuch dass sie mit dem Blut eines Fotografen einfaerbt. Inhaltlich wurden derweil Erinnerungen als Roman Polanski’s Repulsion wach, nur mit dem grossen Unterschied dass sich bei Ms. 45 das Trauma der Hauptdarstellerin explosionsartig auswirkt, waehrend die Auswirkung bei Repulsion mehr einer Implosion gleich kommt. Handwerklich hat mich der Film auch voll erwischt, gewitzte Kameraperspektiven, kleine Ueberraschungen hier und da, und immer wieder die gleiche aber effektive Spielerei mit der ploetzlich einsetzenden Musik. Clever geloest wird auch die Entsorgung der Leichenteile ihres ersten Opfers, da ist schonmal fuer den ein oder anderen Schmunzler gesorgt. Ueberhaupt ist Ms. 45 eine astreine Unterhaltungskanone, ich wuerde sogar behaupten ein kleines Juwel der fruehen 80er dass man durchaus mal gesehen haben sollte.

Einen Kommentar schreiben