17.12.06 - Ley Lines

Takashi Miikes Ley Lines ist weder Jugenddrama noch Yakuzafilm, doch verknuepft er die Elemente beider Stilrichtungen und experimentiert mit ihnen. Herausgekommen ist eine feinfuehlige Geschichte ueber ein grobkoerniges Geschaeft, ueber den trostlosen und gefuehlskalten Alltag grosstaedtischer Unterweltfiguren in ihrem taeglichen Kampf ums Ueberleben.

Er wirft drei junge Chinesen in diese Hoelle, vorbestrafte Kleinkriminelle die im laendlichen Teil Japans aufgewachsen sind und von kindesbeinen an Ablehnung erfuhren, und die diesen Herausforderungen kaum gewachsen scheinen. Dabei moechten sie eigentlich nur schnelles Geld zusammensparen um das Land in Richtung Brasilien zu verlassen, doch als sie sich eines Tages wagemutig mit den falschen Personen anlegen scheint ihr Schicksal besiegelt. Miike zeichnet die starken Kontraste zwischen laendlicher Naivitaet und staedtischer Entfremdung nicht nur anhand der Figuren, sondern auch durch den zweigleisigen Inszenierungsstil. Einerseits benutzt er schmutzige, duestere und schlecht ausgeleuchtete Einstellungen die nichts beschoenigen und die Perspektivlosigkeit und Ungewissheit der Protagonisten unterstreichen, andereseits aber auch traeumerische und nachdenkliche Sequenzen in grellen Farbtoenen die das Wissen um etwas besseres, an eine Flucht vor der bitteren Realitaet bedeuten, die eine Hoffnung suggerieren die es nicht gibt. Kommt es zur Konfrontation, passiert diese meist kurz, heftig und aus einer distanzierten Perspektive - Gewaltpoesie sucht man hier vergebens.

Es gibt sie aber dennoch, die typischen absurden Miike-Momente, jedoch nie ohne den abgesteckten Rahmen zu verlassen, und auch nie dem Selbstzweck untergeordnet oder zum handlungsbestimmenden Element erhoben. Vielleicht ist Ley Lines gerade deshalb einer seiner ueberraschendsten Filme, weil er sich eben nicht in steter Unberechenbarkeit waehnt, sondern konsequent daran arbeitet eine kohaerente Geschichte zu erzaehlen. Das gelingt ihm anfaenglich nur sichtlich schwer, funktioniert mit fortwaehrender Handlung dann aber immer besser und muendet schliesslich in einem dramatisch tragischen Finale, das sein vermeintliches Happy End nur vorgaukelt und einen unheimlich bitteren Nachgeschmack hinterlaesst.

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