11.10.05 - Naked Lunch
Die Angst des Autors vor der Blockade, oder: als einer loszog um sich selbst zu finden. So oder so aehnlich wuerde ich Naked Lunch umschreiben, der frei nach dem Motto “Nothing is true; everything is permitted” den Zuschauer bei den Haaren packt und in eine surreale Welt im Geiste seines Erfinders entfuehrt. Was koennte sich schwieriger gestalten als eine Burroughs-Verfilmung? Nicht viel jedenfalls, denn dessen fuer damalige Verhaeltnisse aeusserst radikalen Schreibtechniken musste Cronenberg mit seinen fleischfarbenen Phantasien ja irgendwie konform bringen. Mit diversen Aenderungen, Streichungen und biographischen Ergaenzungen gelang ihm schliesslich die Verfilmung eines “unverfilmbaren” Buches und einer Sicht der Dinge die sowohl den Vorstellungen Burroughs entsprach, als auch seiner eigenen Vision gerecht zu werden schien. Als die Freundin des Hauptcharakters Bill von einem literarischen Hochgefuehl spricht dass sie durch die Injektion des Insektenvernichtungsmittels verspuert, wird dieser hellhoerig. Ob ihm damit ein Ausweg aus seiner Misere gelingen mag? Ehe er sich versieht ist er von der Droge abhaengig und durchlebt eine Kafka-eske Verzerrung der Realitaet, die ihn auf eine Reise durch sein Innerstes fuehrt und mit zahlreichen Aengsten konfrontiert. Mitunter auch der Missachtung seiner homosexuellen Neigungen die nun in Form diverser Maennerbekanntschaften in Erscheinung treten. Nebst den duesteren Settings glaenzt vor allem Peter Weller in seiner unterkuehlt, souveraenen Darstellung des vom Entzug geplagten Schreiberlings. Ein Film dessen Kenntnis einige ueberdenkenswerte Aspekte hervorzubringen vermag, und sei es nur als kleine Einstiegshilfe in den Burroughs-Kosmos.