18.10.05 - Crimes of Passion
Hinter der schrillen, neonfarbenen Fassade einer scheinbaren Milieustudie versteckt sich doch glatt ein astreines Familiendrama. Bobby, der sich anfangs noch damit bruestet seit ueber 10 Jahren gluecklich mit seiner Frau verheiratet zu sein, sitzt spaeter erneut in der Therapiegruppe, nur mit dem Unterschied dass er es damals mit der Ehrlichkeit bei der Beantwortung der Fragen nicht besonders genau genommen hat: Er habe sich selbst und seine Frau belogen, sich die ganze Zeit etwas vorgemacht, an eine Liebe geglaubt die schon lange nicht mehr existiert, an der sich die Beiden zwanghaft festgeklammert haben. Bis sich ihm eines Tages die Gelegenheit bot die Prostiuierte China Blue kennenzulernen. Zwei voellig verschiedene Welten trafen aufeinander deren starke Kontraste ihm schliesslich die Augen oeffneten. Kontraste die sich natuerlich auch uns gegenueber bemerkbar machen duerften. Einerseits die Prostituierte mit ihrer Leidenschaft in Rollen zu schluepfen, das grenzenlose Spiel mit der Lust beherrschend, andererseits der Vater von zwei Kindern, eingebunden in Familienpflichten, sexuell frustriert, in einer Ehe ohne Perspektive. Gegensaetzlichkeiten dieser Art bilden das Leitmotiv des Films. Ob nun inhaltlich durch die immerwaehrende Kluft zwischen Fantasie und Realitaet, oder auch rein optisch durch biederes, voll ausgeleuchtetes Wohnungsdesign im Kontrast zu den extravaganten Farben- und Schattenspielen des Rotlichtmilieus. Dabei lassen jedoch nicht nur diese optischen Finessen auf Argento als eines der moeglichen Vorbilder schliessen, teilweise koennten selbst die raffinierten Verfuehrungsmethoden analog zu den kreativen Toetungssequenzen des italienischen Horrordirigenten funktionieren. Wann also wird Leidenschaft zum Verbrechen? Der Film laesst diese Frage bewusst offen und ueberlaesst deren schwierige Beantwortung ganz allein dem Zuschauer.