13.11.05 - In Cold Blood

“It was Andy, the nicest boy in Texas.” Ein kurzer Satz mit langer Wirkung, und zugleich auch eine treffende Schlagzeile fuer die Thematik. 2 Knastbrueder, gerade erst auf Kaution frei, planen gemeinsam einen Raubueberfall. Ihr Ziel ist ein kleines Farmhaus mitten im Nirgendwo von Kansas. Der Besitzer habe dort 10.000 Dollar in einem Safe gelagert, gerade genug um in Mexico eine neues Leben zu beginnen. Zunaechst sieht es aus wie das perfekte Verbrechen, die Regeln sind klar definiert: Es wird keine Zeugen geben. Dieser kaltbluetige Vorsatz endet schliesslich in einem Massaker bei der die gesamte vierkoepfige Familie ihr Leben verliert. Interessant zu beobachten ist, dass bereits von Beginn an wenig Klarheit ueber die Verhaeltnisse der Taeter herrscht, und durch das komplette Weglassen des eigentlichen Tatvorgangs der Fokus mehr auf dessen Ergruendung als auf dessen Konsequenz gesetzt wird. Was macht einen Menschen zum Moerder? Kurze Ausfluege in die Vergangenheit versuchen verzweifelt zu erklaeren was nur schwer in Worte zu fassen ist. War es der Verlust seiner Mutter, oder etwa die gescheiterte Existenzgruendung seines Vaters? In Anbetracht der Dinge scheint es unangemessen einen Suendenbock zu bestimmen, und wie es im Film ja so schoen heisst: “neither one of them would have done it alone, but together they made a third personality. that’s the one who did it.” Es waere naiv die Frage nach dem Warum nur anhand einzelnen, voneinander isolierten Bruckstuecken zu erforschen. Der Film geht aufgrund dessen dramaturgisch aeusserst intelligent vor, indem er den Zuschauer lange im Unklaren darueber laesst wer von den Beiden denn nun die Morde durchgefuehrt hat. Im Endeffekt macht es ja keinen Unterschied, denn ab einem gewissen Punkt trauen wir beiden instabilen Persoenlichkeiten derartiges zu, obwohl sie im Laufe der Handlung immer wieder versuchen uns vom Gegenteil zu ueberzeugen. Technisch besonders schoen geloest wurde die Einleitung, also die wenigen Minuten zwischen Anreise zum Tatort und dem eigentlichen Verbrechen. Hier trumpft Regisseur Richard Brooks so richtig auf, indem er uns anhand des Soundtracks langsam aber stetig an die unbequeme Materie heranfuehrt, zunaechst noch durch eindeutig voneinander getrennte Melodien, die spaeter dann, je schneller sich das Auto der Taeter dem Ziel naehert, zu einer angsteinfloessenden Geraeuschkulisse zusammenfliessen. Mindestens genauso beachtlich in diesem straffen Zeitraum sind die praezisen Schnitte und die konsequent in die Irre fuehrenden Bilduebergaenge. Gegen Ende bekommt der Film dann zunehmends einen pseudo-dokumentarischen Touch, und lehnt sich damit weit in Richtung seiner beruehmten Romanvorlage. Er fuehlte sich nun an wie die perfekte Symbiose zweier verschiedener Welten - Fiction und non-Fiction, unzertrennlich miteinander vereint.

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