22.11.05 - Nightmare Alley
Stanton Carlisle ist Angehoeriger eines Wanderzirkus der sich schon mit so manch zwielichtiger Attraktion ins Rampenlicht gerueckt hat. Ausserdem ist ist er ein Betrueger, ein Aufreisser, ein Scharlatan, doch die Frauen lieben ihn fuer seinen unwiederstehlich smarten Charme. Sich seiner hellseherischen Begabung zu entziehen gelingt kaum jemandem, und darin liegt auch bald sein wirkliches Problem - die Macht der Manipulation ist auch eine Macht der Verantwortung, und je mehr er diese Faehigkeit fuer sich nutzt, desto staerker machen sich Kontrollverlust und Verantwortungslosigkeit gegenueber sich selbst, seinen Naechsten und der Umwelt bemerkbar. Die Ausuebung seiner Profession nimmt mitunter absurde Zuege an, als er z.B. einem Kunden die Manifestierung eines Geistes vorgaukelt, indem er seine Freundin im weissen Kleid nachts durch dessen Gaertchen wandeln laesst. “It has no boundries, it has no limits”, sinniert Stanton ueber die menschliche Vorstellungskraft, im festen Glauben Gutes zu tun mit seinen immer raffinierter werdenden Methoden. Bis er eines Tages auf eine ihm wuerdige Gegenspielerin trifft. Eine Psychologin die ihm den Alptraum, den er ganz augenscheinlich unbewusst durchlebt, schmerzlich vor Augen haelt. Doch es ist bereits zu spaet. Stanton findet sich in einer Position wieder die er Wochen zuvor noch unglaubwuerdig diskreditiert hat, und zwar in der Rolle des ‘Geek’, der wohl unwuerdigsten Attraktion in jenem Zirkus dem er einst angehoerte, vor seinem Groessenwahn. “How can a guy get so low?”, fragt sich einer seiner Kollegen, “Because he reached too high” antwortet ihm der Naechste. Worte mit denen Stantons Schicksal als besiegelt gelten duerfte. Aehnlich manipulativ wie Stanton mit seinen Opfern springt Regisseur Edmund Goulding auch mit seinen Zuschauern um. Erst als sich die Anzeichen einer psychischen Stoerung bemerkbar machen loest sich der Schleier ueber Stantons Person, und uns wird langsam aber sicher bewusst dass wir den Beiden gehoerig auf den Leim gegangen sind. Scharlatane, alle beide.