16.12.05 - Scarlet Street

“I wonder what it’s like, well, to be loved by a young girl”, die Worte eines verzweifelten alten Mannes namens Christopher, der seit Jahren unter der tyrannischen Herrschaft seiner Ehefrau dahinvegetiert. Welch ein Zufall dass er nur kurz nach diesem Gestaendnis in die Faenge einer huebschen jungen Frau geraet, der er sich schon vom ersten Augenblick an hoerig fuehlt. Das junge Maedchen namens Kitty ist wohl mit die klassischste aller Femme Fatales, allzeit bereit ihre Wirkung auf Maenner den jeweiligen Gegebenheiten anzupassen, mal als anschmiegsame verletzliche Dame, mal mit einer rauhen und ungeniessbaren Schale, mal einfach nur als Diva. Doch Christopher ist blind vor Liebe, und wuenscht sich nichts sehnlicher als Anerkennung und eine faire Chance seine kuenstlerische Ader auszuleben. Ein gefundenes Fressen fuer Kitty und ihren Freund Johnny, die darin die grosse Chance sehen sehr viel Geld vom vermeintlich grossen Kuenstler abzustauben. Dabei sind beide Parteien mittellos, nur angetrieben von seiner Sehnsucht geraet der Verehrer in enorme Schwierigkeiten als er sich fremden Geldes bemaechtigt um ihr ein besseres Leben zu ermoeglichen. Bis zu diesem Punkt plaetschert Scarlet Street etwas zu geradlinig, zu gemaechlich und selten besonders aufregend vor sich hin, was auf die Inhaltsgleicheit mit seinem Vorgaenger ‘La Chienne’ von Jean Renoir zurueckzufuehren sein duerfte. Was ihn jedoch deutlich davon abhebt, und nebenbei auesserst bemerkenswert macht, sind die starken letzten Minuten, bei der eine unglueckliche Verkettung zahlreicher Ereignisse dafuer verantwortlich ist dass alle an diesem listigen Raenkespiel Beteiligten Personen sich der Fuegung des Schicksals zu beugen haben, gewissermassen ihre Doppelmoral nicht laenger voreinander verbergen koennen. Hier schoepfte Fritz Lang die ihm zur Verfuegung stehenden audiovisuellen Mittel voll aus um eine besonders verstoerende Stimmung zu erschaffen die der unaufhaltsamen Entwicklung der Geschichte und ihren obsessiven Figuren Rechnung traegt. Christopher versinkt nun tief im Schatten der Selbstaufgabe, isoliert von der Aussenwelt, am Ende der sozialen Leiter, noch gebrechlicher als zu Beginn seiner Odysee in die Abhaengigkeit der Frau die er einst liebte.

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