Filme 2005

Es hat schon gewisse Absicht wenn ich diesen Rueckblick als Film- und nicht als Kinojahresrueckblick bezeichne, denn im Kino war ich dieses Jahr keine 20 mal, aber ungefaehr die zehnfache Anzahl der Filme habe ich anderweitig zu mir genommen. Daher halte ich es auch fuer legitim, nicht nur ueber die mal mehr oder weniger interessanten neuen Filme ein paar Worte zu verlieren, sondern eben auch meine gesammelten Erfahrungen mit all den anderen, groesstenteils fuer mich sogar um einiges bedeutsameren Filmen miteinzubeziehen. Doch starten wir zunaechst bei den Kinofilmen 2005:

Fuer mich war es ganz eindeutig ein Jahr der Festivals, denn was sich im Februar auf der Berlinale schon abzeichnete, zog sich konsequent ueber das ganze Jahr hinweg, mit Besuchen vom Fantasyfilmfest in Stuttgart, den franzoesischen Filmtagen und dem Auftakt des Cine-Latino Festivals in Tuebingen. Auf diesen Festivals habe ich auch die besten Filme des Jahres gesehen, wie meinen ‘immer noch’ Favoriten The Devil’s Rejects, aber auch die beiden Anderen, kaum weniger blutleeren Genrefilme, The Descent und Sin City die auf jeden Fall mit an die Spitze des Jahres gehoeren. Die Ueberraschung schlechthin waren aber zwei ganz andere Filme, und zwar L’Iceberg und Les Revenantes, die auf den franzoesischen Filmtagen gezeigt wurden und einen hervorragenden Eindruck des variantenreichen, franzoesisschsprachigen Kinos hinterlassen haben. Doch das waren nicht die einzigen Ueberraschungen, dank ein wenig Gluecks bin ich dieses Jahr auch in die Verlegenheit geraten einige Freikarten fuer Vorpremieren einzuloesen, namentlich zu den Filmen One Day in Europe, Ferpect Crime und Mad Hot Ballroom. Diese Wundertueten hatten zwar bei weitem nicht den Knalleffekt wie die beiden franzoesischen Beitraege, es waren aber Seherlebnisse die ich auf jeden Fall als positiv verbuchen wuerde. Das Eis wird langsam aber sicher duenner, denn neben dem stimmungsvollen Batman Begins, dem skuril spassigen Charlie and the Chocolate Factory und der zumindest optisch wuchtigen Mathilde gab es eigentlich nichts mehr wofuer ich mich so richtig erwaermen haette koennen. Star Wars Episode 3 war ja ganz nett, aber auch nur im direkten Verglich mit den beiden katastrophalen Vorgangern, und von Land of the Dead hatte ich mir auch mehr als eine etwas seelenlose Hochglanzpolitur des alten Stoffes erwuenscht. Jetzt im Nachhinein betrachtet war das Kinojahr, rein an der Qualitaet der gesehenen Filme gemessen, aber doch gar nicht so schlecht. Die Kritik muesste sich also vielmehr an die Frequenz richten, mit der sehenswerte Filme herauskatapultiert wurden. Vieles habe ich ja auch ganz bewusst gemieden, wie z.B. diesen vorweihnachtlichen Kommerzschub mit Filmen wie Harry Potter, King Kong, Serenity oder Narnia, und einiges leider verpasst, wie z.B. History of Violence, Dear Wendy, Kiss Kiss Bang Bang, Manderlay oder Corpse Bride.

Aber genug jetzt vom aktuellen Kino, wenden wir uns den wichtigeren Dingen zu, naemlich all den anderen Filmen die mich dieses Jahr begeistern konnten. Eine Sache sticht dabei ueberdeutlich herraus. Das Jahr 2005 war fuer mich eine filmische Zeitreise, und zwar zurueck in die 60er und 40er Jahre. In beiden Jahrzehnten konnte ich die tollsten Neuentdeckungen fuer mich verbuchen. In den 60ern waren es zunaechst die faszinierend weitsichtigen Filme aus Japan die meine Aufmerksamkeit auf sich zogen, bis ich einen Blick nach Europa wagte, und zum ersten mal in die Werke renommierter Autorenfilmer wie Godard oder Antonioni schnupperte. Die 40er hielten schliesslich die meisten Glanzlichter fuer mich parat, und wurden, teilweise bedingt durch das Studium, teilweise aber auch rein aus privatem Interesse, zu meinem Haupt- betaetigungsfeld seit mitte des Jahres. Die Entdeckung des Film Noir, an dessen Oberflaeche ich zwar nur gekratzt habe, aber schon unzaehlige neue Erkenntnisse, und vor allem, unfassbar viele gute Filme, fuer mich gewonnen habe. Wie es weitergeht? Auf jedenfall werde ich mich noch eine ganze Weile in der Schattenwelt des Film Noir tummeln, die noch lange nicht ausgeschoepft ist, und ich werde mich hoffentlich wieder etwas mehr den glorreichen 70ern widmen, die dank meiner neuen Interessengebiete dieses Jahr leider zu kurz gekommen sind. Freude auf Neues gibt es natuerlich auch, und um nur mal ein paar Filme zu nennen die bereits meine Neugier geweckt haben: V for Vendetta, Capote, Lord of War, The New World, Match Point, Jarhead, Walk the Line und noch so einige mehr.

Auf ein neues Filmjahr!

Einen Kommentar schreiben