6.1.07 - The Cincinnati Kid


“You’re good, kid, but as long as I’m around, you’re only second best.”

Die Pokerwelt vor ueber 40 Jahren war noch eine andere - gute Spiele und gute Spieler waren nicht immer leicht zu finden, Rauchschwaden erstickten die Luft in den Nebenzimmern, es wurden noch keine verspiegelten Brillen getragen, Geldscheine waren noch nicht durch Chips ersetzt, und 5-Card-Stud hatte den Status des heutigen Texas Hold’em. Die Dynamik des Spiels ist womoeglich die einzige Konstante die all die Jahre ueberdauerte, und mit ihr auch die typischen Spielerprofile: es gibt den Ungestuemen, den Mathematiker, den Geduldigen, den Aggressiven, den Laessigen, aber auch zwei Kontrahenten die aus dem Raster fallen, Steve McQueen als Jungstar Eric Stoner und Edward G. Robinson als Altmeister Lancey Howard, die ihren Gegnern durch ihr variantenreiches Spiel und durch das bessere Lesen ihrer Gesichter weit ueberlegen sind.

Es zeichnete sich also schon damals ab, dass Poker ernsthaft und professionell angegangen werden konnte und dessen Ruf als Gluecksspiel zugunsten einer eher strategischen Ausrichtung wich. Und so draengt auch der Film auf ein Finale zwischen den beiden Profis, auf ein Duell zwischen jung und alt, zwischen Zweien die das Spiel besser verstehen als alle Anderen. In Cincinnati Kid wird aber auch deutlich, dass Poker ein Spiel ist bei dem es weniger um die materielle Bereicherung geht, sondern vielmehr um einen Ruf den es zu verlieren gilt, um eine langwierig und muehsam aufgebaute Reputation die auf dem Spiel steht - eine Waehrung die harter ist als jeder Dollar der dabei zum Einsatz kommt, und dennoch, bleibt es ein ungewohnter Anblick wie locker hier mit den Scheinen geraschelt wird. Es ist daher kaum verwunderlich, dass Stoner jedwede unlautere Hilfe ablehnt die ihm angeboten wird. Die Motivation scheint gekraenkter Stolz, nur ist Stoner fuer soetwas nicht empfaenglich, da er den Koenig unbedingt mit ehrlichen Mitteln von seinem Thron stossen will. Sein Privatleben dagegen ist verkuemmert, nicht nur, dass ihm die Freundin abgehauen ist, sondern dass er auch noch der Frau seines Mentors verfaellt, sind Dinge die sich diametral zu seinem Glueck und Erfolg im Spiel verhalten.

Dass das grosse Finale sowohl entgegen den Erwartungen des filmischen als aber auch seines realen Publikums verlaeuft ist ihm hoch anzurechnen, auch dass er gegenueber dem (ebenfalls sehr ansehlichen) Rounders nicht nur die interessanteren Charaktere und bissigeren Dialoge zu bieten hat, sondern auch einfach etwas mehr Prestige und Klasse auf das gruene Filz zaubert. Dafuer, dass Hollywood zu dieser Zeit noch in einer tiefen Kriese steckte, ist Cincinnati Kid ein rundum gelungener Film geworden, der ausser zwei herausragenden Hauptdarstellern und einem thematisch angepassten Titelsong von Ray Charles auch mit aufregenden Montagen glaenzt, die keinem geringerem zu verdanken sind als der spaeteren New Hollywood Ikone Hal Ashby.

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