19.3.06 - Jarhead

Der selbstreflexive Ansatz von Jarhead ist ueberdeutlich. “Every war is different, every war is the same.”, heisst es da gegen Ende, und deutet gleichermassen damit an, dass sich auch die Kriegsfilme im Herzen aehnlich sind und sich nur die aeussere Beschaffenheit, deren massgeblicher Faktor der Schauplatz ist, mit der Zeit einem Wandel unterzieht. Irak statt Vietnam. Wie im falschen Krieg (bzw. Film) stellt Private Anthony Swofford fest, als “Break On Through” von den Doors erklingt. Weitere offenkundige Zitate an die Geschichte des Kriegsfilmes ist die angedeutete Narrationsstruktur von Full Metal Jacket, bei dem zunaechst auch die Ausbildung der Rekruten im Vordergrund steht, und diese dann einem loslassen der Soldaten in die Hoehle des Loewen weicht. Videoauffuehrungen von Apocalypse Now und The Deer Hunter zur Steigerung der Moral schliessen diesen Kreis. Krieg, wie sooft, als leere Worthuelse, fuer dessen desastroesen Effekt auf die Psyche der Soldaten es kein Allheilmittel gibt, dessen Sinn sich niemandem so wirklich erschliesst. Im Zweifel lauert der Feind in den eigenen Reihen. Rangkaempfe innerhalb der Kompanie, Beschuss der eigenen Soldaten durch nervoese Verwechslung, und der Kampf mit sich selbst und seinem Gewissen. Denn ist kein Feind in Sicht, zerbrechen sie die Soldaten den Kopf darueber ob ihnen die Frau zuhause treu bleibt oder nicht. Beides erzeugt Frust, beides schuert Heisshunger und Hass auf jedwedes Feindbild, fuer dessen sorgfaeltiges Zusammenstricken sich im tristen Soldatenalltag mehr als genug Zeit finden laesst. Krieg als selbstlaeuferischer Prozess, dem es hinterher- zuhecheln gilt. Eine martialische Geste auch, als er ploetzlich gewonnen scheint, ohne dass Swaffords Scharfuetzenkompanie bzw. er selbst je einen Schuss auf den Gegner abgegeben geschweige ihn denn ueberhaupt einmal gesehen haette, und sich die gesamte Truppe vor dem Lagerfeuer die Seele aus dem Leib schiesst, in den leeren Himmel zwar, aber doch irgendwie als Ausgleich fuer die koerperlichen und psychischen Strapazen. Zu Roger Deakins’ sensationellen Bildern muss eigentlich nichts weiter gesagt werden, ausser dass Krieg auf Film schon lange nicht mehr so haesslich und aesthetisch zugleich aussah.

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