9.4.06 - Evil

Zwar suggeriert die Ausstattung mit entsprechenden Kleidern und Moebeln, wie auch die besondere Affinitaet der hier im Mittelpunkt stehenden Personen fuer zeitgenoessische Heroen wie Elvis und James Dean eindeutig die 50er Jahre, doch sind die in Evil abgehandelten Themen wie generationenuebergreifende Gewalt, Systemohnmacht und hierarchische Demut allgegenwaertig. Der auf- muepfige Schueler namens Erik und dessen marodes Umfeld wird im Vorspann erschreckend klischeehaft charakterisiert. Er pruegelt sich, er wird von der Schule abgemahnt und von seinem Stiefvater dafuer bestraft, waehrend seine Mutter wie wild in die Tasten des Klaviers haut um die Guertelhiebe zu uebertoenen. Doch ganz so leicht macht es uns der Film danach nicht mehr. Regisseur Mikael Hafstroem setzt mit seiner Verfilmung des prominentesten schwedischen Jugendbuches mehr auf Finten und kleine Ueberraschungen. Wir wissen zwar immer ungefaehr in welche Richtung er uns mit dem Plot lenken wird, aber nie genau welche Umwege er dafuer beschreitet. Dadurch bleibt seine, manchmal vielleicht etwas allzu schnoerkellose und lehrbuchhafte Inszenierung aufregend bis zur letzten Minute, nicht zuletzt da er ja auch eine recht strittige Ideologie vertritt. Evil wirft viele Fragen auf und stellt diese in einen kritischen Bezug, sowohl zu seiner zweifelhaften Hauptfigur als auch zum Zuschauer. Dabei spielt die grundsaetzliche Frage, ob Gewalt eine legitime Antwort auf Gewalt sein kann, eine zentrale Rolle fuer die der Film jedoch keineswegs eine Universalloesung bereit haelt. Vor allem deshalb nicht, weil er es nicht zulaesst dass Erik zu einseitig und zu plump charakterisiert wird, auch wenn er mit seinen brutalen Androhungen gegen Ende weit ueber die Straenge schlaegt und damit noch beinahe in die Laecherlichkeit abzudriften droht. Aber das sind nur kleine Schoenheitsfehler, die an dem ansonsten sehr stimmigen Bild dieses emotional aufwuehlenden Filmes kaum ins Gewicht fallen.

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