Lesestunde

Das Buch dass ich momentan lese ist diese mal mehr und mal weniger fiktive Autobiographie von Klaus Kinski, von der ich mir durchaus etwas mehr Einsicht in die unheimliche Welt des exzentrischen Schauspielers versprochen hatte - stattdessen verliert sich Kinski hier in endlosen Schilderungen seiner unzaehligen Frauengeschichten. Passagen wie diese hier sind also eher selten:
“Ich habe laengst begriffen, dass man sich die Filme nicht immer aussuchen kann, vor allem nicht, wenn man immer Geld braucht wie ich. Es lohnt sich auch nicht, sie auszusuchen oder darueber nachzudenken. Einer ist wie der andere und alle zusammen sind sie eine einzige Zumutung. Was bleibt mir anderes uebrig, als aus diesem Schiet das Bestmoegliche zu machen.”

Hab noch ein paar (mehr oder weniger) interessante Textstellen gefunden:

Bei den Aufnahmen raeuchern diese Rindviecher mich beinahe bei lebendigem Leib. Ich muss ins Schilf, in dem ich laut Drehbuch verbrennen soll. Das Schilf mit achtzig Liter Benzin in Brand gesteckt. Der Wind dreht, und die Flammen schlagen vor und hinter mir zusammen. Ich zertrete die Eiskruste ueber dem schlammigen, flachen Wasserspiegel, werfe mich ins Wasser, um meine Kleider und Haare zu durchtraenken, und stuerme mit gesenktem Kopf wie ein Stier durch die Feuerwand. Dabei komme ich mehrmals zu Fall und zersteche mir die Venen meiner Unterarme an den Schilfstoppeln, die so scharf sind wie Messer. Das Blut schiesst mir aus den aufgestochenen Venen. “Grossartig”, bloekt so ein Arsch von Regisseur.”

“Mir selbst haengen diese idiotischen Edgar-Wallace-Filme zum Hals raus. Nicht nur, weil sie so dilettantisch gedreht sind, dass der Anspruchsloseste Zahnschmerzen bekommen muss, sondern auch weil es immer derselbe Salm ist. Nichtsdestotrotz wird Wendlandt Millionaer und bekommt beinahe fuer jeden Film noch eine Staatspraemie, oder so was aehnliches, nach dem so-und-sovielmillionsten Zuschauer. Und es sind jedesmal mehrere Millionen. Es muss den Leuten also gefallen. Sagen wir besser, sie sehen es sich an aus Mangel an etwas Besserem.”

“Mit Verspaetung trudelt auch der Vertrag fuer den Fellini-Film in Berlin ein. Die Gage ist wirklich eine Frechheit. Dieser Fellini frisst alles allein. Ich unterschreibe den Vertrag nicht und telegrafiere Va fare in Culo. Das Telegrafenamt ruft mich an und sagt, dass ein solcher Text unmoeglich zugestellt werden kann. Ich bestehe auf den Wortlaut und das Telegramm kommt tatsaechlich in Rom an.”

“Visconti laesst mich fragen ob ich bei ihm drehen will. Die Produktion ruft mehrmals im Studio an und bittet mich, Geduld zu haben bis die Daten geklaert sind, und der Vertrag gemacht werden kann. “Wer ist dieser Visconti?” frage ich Pino. “Der ist laengst nicht mehr aktuell. Dreh lieber den naechsten Western mit Corbucci.”"

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