5.7.06 - Ride the High Country

Ride the High Country ist ein melancholisch, romantischer Abgesang auf den wilden Westen, als dieser noch stattliche Helden und Wertevorstellungen hervorbrachte, und von denen die folgenden Generationen leider nur noch spaerlich und milde belaechelnd Notiz nahmen. Um genau so einen Helden dreht es sich in Peckinpahs zweiten Western, der sich etwas unbeholfen und einsam durch die Strassen einer Stadt bewegt, und sich selbst sein Auftraggeber darueber wundert, ob der zahlreichen Jahre die schon rein ausserlich an ihm verstrichen sind. Es ist ein stetes und aufopferungsvolles Aufbegehren dieser Hauptfigur gegen den sittlichen und moralischen Verfall, ein Duell des Sauberen gegen das Schmutzige, alt gegen jung, erfahren gegen naiv. Er laesst er es sich daher auch nie nehmen, seine ungestueme Begleitung in den Lektionen des Respekts und Anstands zurechtzuweisen, und schluepft damit unweigerlich in die Rolle eines Mentoren der sich um seinen Nachwuchs sorgt. “people change”, wird warnend auf einer Hochzeit in der Goldgraebersiedlung gepredigt, und so nimmt das Schicksal seinen Lauf, als ein unbekuemmertes Maedchen aus streng glaeubigem Hause, nur kurz nach ihrer Flucht vor der bestimmerischen Fuchtel ihres Vaters, sich alsbald in der haesslichen Realitaet wiederfindet, bei der Freiheit und Selbstbestimmung aber ebenso mit den Fuessen getreten wird wie schon in ihrem fanatischen Elternhaus. Die Geschichte dreht sich fortan nicht mehr nur um einen abgehalfterten Revolverhelden auf der Suche nach einem wuerdevollen Ausklang seiner Karriere, sondern auch um das Frauenbild jener Zeit, und ein Auflehnen derer gegen festgefahrene Traditionen. Das Drehbuch von Bonanza-Autor N.B. Stone Jr. arbeitet sowohl den naiven Abenteuergeist dieser Aera heraus, als auch die gesellschaftspolitischen Umschichtungen die so ein Epochenwandel mit sich bringt, bleibt dadurch immer abwechslungsreich, manchmal tragisch, manchmal sogar komisch, und erreicht seine Hoehepunkte in den sueffisant in der Vergangenheit sinnierenden Dialogen zwischen den zwei alternden Western-Stars Randolph Scott und Joel McCrea. Auch technisch hat hier alles Hand und Fuss. Wunderschoene Kamerabewegungen und eine saubere Bildkadrierung lassen bereits erahnen welches handwerkliche Talent in Peckinpah schlummerte.

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