10.8.06 - Raw Deal
Bereits schon die zweite Zusammenarbeit von Regisseur Anthony Mann und Kameramann John Alton bundelte all das, was den Film Noir zu einer der aufregendsten Schaffensphasen Hollywoods machte - kontrastreiche und ausdrucksstarke Bildkompositionen, soghafte Einfluesse auf die Hauptfigur, tueckische Frauenrollen und eine mitreissende Geschichte mit unvorhersehbaren Wendungen, Sackgassen und Einbahnstrassen. John Alton trieb es hier sogar auf die Spitze, indem er zeitweise nichtmal mehr Grauabstufungen zuliess, sondern einfach nur noch Licht und Schatten im Wechselspiel darstellte, oder, als weiteres Stilmittel, das gesamte Bild in undurchdringlingen Nebel tauchte. Raw Deal funktioniert hier geradezu beispielhaft, sowohl was die Ausleuchtung der einzelnen Szenen betrifft, als auch die Bedeutung, die den Bildern dadurch zugute kommt. Vom kuenstlerischen Standpunkt aus gesehen gaebe er, die Bilder einzelnen fuer sich genommen, gewiss einen perfekten Vorzeigebildband fuer Rembrandts chiaroscurolastige Gemaelde ab. Die Staerken des Films liegen aber nicht nur in der souveraenen Kamerafuehrung und beeindruckenden Bildgestaltung, sondern auch in der ausgefeilten und verzwickten Konstellation seiner Hauptcharaktere. Wie sooft naemlich lenken auch bei Raw Deal die vermeintlich schwachen Frauen die Motivation, und mit ihr den handlungs- bestimmenden Faden des Protagonisten in ungeahnte Richtungen. Besonderes interessant hier, da sich die beiden Frauen, zwischen denen er sich bis zuletzt nur schwer entscheiden kann, die eine verzweifelt um seine Liebe buhlend, die andere abgeschreckt durch sein wahres Gesicht, sich stets auf Augenhoehe begegnen und ein Duell ausfechten, dass an Intensitaet dem finalen Kampf mit seinem Rivalen in nichts nachsteht. Der Film Noir erreichte seine Hoehepunkte gegen Ende der 40er Jahre, Raw Deal ist einer davon.