19.8.06 - Ed Wood

Filmreihe: Johnny Depp (#3)


“I just want to tell stories.”

Ed Wood wurde Zeit seines Lebens von Kritikern, Produzenten und Publikum verschmaeht. Erst sein Tod verschaffte ihm, wenn auch einen eher zweifelhaften Ruhm, als er dann naemlich, zwei Jahre spaeter, zum schlechtesten Regisseur aller Zeiten ernannt wurde. Tim Burton widmet mit seinem gleichnamigen Film dem exzentrischen Regisseur eine letzte Ehrdarbietung, und verbeugt sich dabei gleich noch vor einer weiteren tragischen Gestalt, Gruselikone Bela Lugosi, dessen letzte Stationen ebenfalls mit begleitet werden. An der Tatsache, dass Ed Wood kein besonders talentierter Regisseur war aendert der Film natuerlich nichts. Jedoch zeigt er, dass das Leben oft die schauerlichsten Geschichten schreibt, und Ed Wood, trotz immer wiederkehrender Selbstzweifel, stets den Mut und die Aufrichtigkeit besass sich ueber festgefahrene Konventionen und Interessen Anderer hinwegzusetzen um seine eigenen Visionen zu verwirklichen, koste es was es wolle, meistens jedoch den erhofften grossen Erfolg. Nicht selten baute er dabei sein eigenens Schicksal in die Filme ein, dramatische Liebesgeschichten wie er sie selbst erlebte, oder auch seinen latenten Angora-Fetischismus und die Vorliebe fuer Frauenkleider. Mit ihm leidet Bela Lugosi, dem Ed Wood sprichwoertlich von der Schippe verhalf als er ihm noch einige Rollen in seinen Filmen verschaffen konnte, und als er ihn dazu zwang sich seine Sucht nach Schmerzmitteln einzugestehen, und er seine schlimmsten Stunden in einer Entzugsklinik verbringen musste. Kein Film diesesmal, sondern das wahre Leben. Kein Glitter und auch kein Glamour, sondern ein gebrechlicher alter Mann, von dem die meisten eh schon dachten dass er laengst tot sei. Doch selbst Hitchcock hatte einmal gesagt, dass ein echtes Ereignis nie dieselbe Wirkung haben koenne wie ein Film, und so beruehrt Burtons Film gleich auf mehreren Ebenen - trotz aller Dramatik, die sich diese beiden Schicksale teilen, reichert Tim Burton seinen Film mit einer sehr humorvollen Note an, wenn Bela z.B. ein ums andere mal mit “Erzrivale” Boris Karloff verglichen bzw. verwechselt wird, oder die unkomplizierte, fast schon naiv euphorische Art und Weise Ed Woods, selbst augenscheinlich schlechte Szenen schnell durchzuwinken, da er sich einfach nicht fuer Details interessierte, sondern nur “the big picture”, das Gesamtkonzept, fuer ihn zaehlte. Feinheiten wie diese heben Ed Wood von einem rein faktentreuen, biographisch motivierten Film auf die Ebene einer melodramatischen Komoedie, die ihre beiden “Helden” gleichermassen sowohl mit einem lachenden als auch mit einem weinenden Auge verabschiedet, und die selbst auch ein wenig den Charme eines Ed Wood Films versprueht, nicht zuletzt auch dank einer bis in die kleinsten Nebenrollen herausragende besetzte Darstellerriege. Wiedereinmal steht Johnny Depp, wie schon in Donnie Brasco, im Schatten eines allgegenwartigen Altstars, doch vor der erschreckend guten Leistung Martin Landaus muss er sich eigentlich nie verstecken, denn er tut einfach das was er kann: exzentrischen Charakteren Leben einzuhauchen. Mit Ed Wood ist ihm dies jedenfalls hervorragend gelungen, und egal wie gut oder schlecht dessen Filme nun tatsaechlich waren, Tim Burtons Film ist eine Liebeserklaerung an den Film und die Filmschaffenden, und insbesondere an Menschen wie Ed Wood und Bela Lugosi, die bis zuletzt ihre Traeume lebten.

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