14.7.08 - Jesus Christus Erlöser
Kinskis legendärer Auftritt in der Berliner Deutschlandhalle im Jahre 1971, der bislang nur in vereinzelten Ausschnitten zu begutachten war (z.B. in der Kinski-Doku “Mein liebster Feind” von Werner Herzog), und der seit der Berlinale 2008 nun auch als spielfilmlange Kinoauswertung vorliegt. Vielmehr unberührtes Zeitdokument denn dokumentarisch aufbereites Filmmaterial (Regisseur Geyer mischt sich nur 1-2 mal etwas unschön ein, als er versucht die Dramatik der Veranstaltung mit hektischem Schnitt und enervierender Musikuntermalung zu unterstreichen), zeigt Jesus Christus Erlöser einen Klaus Kinski auf der Bühne, der sich, einsam im Scheinwerferlicht stehend, gegen notorische Störenfriede, die sich eher in einer politischen Kundgebung denn in einem durchkonzipierten Bühnenprogramm wähnten, durchsetzen musste, was ihm jedoch erst nach vielen wort- und handfesten Reibereien und diversen Unterbrechungen gelang. Nicht selten geriet Kinski dabei an die Grenzen seiner Geduld und Belastbarkeit, setzte seinen (30 Schreibmaschinenseiten langen) Text immer wieder von an, ignorierte, pöbelte zurück, floh von der Bühne, oder liess von der Bühne hinabbefördern - ein Kraftakt, der dem Zuschauer durch diesen Film nun etwas näher gebracht wird, und der mit seinen geduldig abgespulten Bildern ein fast Live-ähnliches Erlebnis ermöglicht. Kinski meinte es sichtlich ernst, und nicht nur einmal lief ihm eine Träne über die Wange als er sich selbst zuhörte, und es ihn emotional überkam als er seinen Text rezitierte. Am Ende siegte dann doch seine Geduld und sein Wille, das Programm ungestört zuende zu bringen - mehr hatte er an diesem Abend wohl auch nicht verlangt.
Am 17. Juli 2008 um 14:28 Uhr
Auch im Atelier in TÜ gesehen? Muss auch noch was zu scheiben - stimme Dir aber in allen Punkten zu. Erstaunlich, wie die bloße Präsenz eines Menschen faszinieren kann!
Am 17. Juli 2008 um 14:35 Uhr
Arsenal
Am 18. Juli 2008 um 12:07 Uhr
Meine ich ja …